Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber als am Wochenende des 16.03.2020 die Regierung den kompletten Shutdown im Land beschlossen hat, war das ein Schock. Nicht nur wegen der unbekannten Gefahr, die durch das Virus bestand, sondern auch, weil das Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt wurde. Doch in der Familie wurde ein neuer Rhythmus gefunden. „Es ist ja nur vorübergehend“, war wohl für viele von uns der tröstende Gedanke.
Die Karwoche und Ostern waren irgendwie so ein Zeitpunkt, der immer wieder durch die Medien und durch unser aller Köpfe geschwirrt ist. Ab da wird das Leben ja wieder seinen normalen Gang nehmen.
Wenn die Perspektive schwindet
Doch dieser Zeitpunkt ist seit einer guten Woche vorbei. Klar, einige Dinge haben sich geändert. Die Wirtschaft wird langsam wieder hochgefahren, doch von Normalität ist man noch weit weg. Masken werden getragen, Abstand wird gehalten, die Freiheit bleibt eingeschränkt.
Für Familien fehlt weiterhin eine große Perspektive: Wann können Kinder wieder in die Spielgruppe, in den Kindergarten in die Schule? Und wann gibt es dadurch wieder ein Durchatmen für Eltern und Kinder?
Vier Wochen schienen es zunächst zu sein. Vier Wochen waren absehbar. Es war fast wie ein Abenteuer, spannend und neu und doch mit einem Ende in Sicht. Es war eine Chance, Beziehungen innerhalb der Familien zu stärken, die im Alltag vielleicht eher vernachlässigt werden. Doch nun sind wir schon in der 6. Woche und weiterhin als Eltern und Kinder ohne Perspektive. Nicht nur die fehlende Perspektive stellt dabei eine große Belastung dar. Diese Unklarheit und dieses Zuwarten auf den nächsten Schritt belastet auch die Beziehungen und zehrt am Aufgebauten.
Restart, doch wohin
Irgendwie brauchte es überall nach den Osterfeiertagen einen Neustart, ein neues Sammeln von Energie und Zuversicht. In den einen Familien geht es dabei darum, sich mit der Situation zurecht zu finden, für einen noch unbestimmten, längeren Zeitraum aufeinanderzusitzen. In anderen Familien geht es aber auch um Auseinandersetzung mit Einsamkeit, mit der Tatsache, dass wir bestimmte Menschen weiterhin nicht treffen sollen oder können.
Unschätzbarer Wert einer Perspektive
Wir brauchen Perspektiven im Leben. Und gerade in Krisensituationen sind Punkte wichtig, auf die wir uns freuen können, die ein Fortbewegen aus der Starre bedeuten. Eltern und vor allem kleine Kinder werden hier in der Gesellschaft momentan ein wenig vernachlässigt. Zwar sollen Erwachsene wieder zur Arbeit gehen oder im Home-Office tätig sein und dabei natürlich auch froh sein, dass sie ihre Arbeit in der Krise behalten durften. Gleichzeitig schwirren da die Kinder herum. Sie müssen in ihrer eigenen Überforderung und Perspektivenlosigkeit den Kindern gute Eltern sein und ihnen Hoffnung und Perspektive geben.
Wie kann das gelingen?
Ich denke, wichtig ist, für sich selber und die vielleicht erlebte Niedergeschlagenheit Verständnis zu haben. Aus einer Hoffnung auf Normalität folgte Ernüchterung und eine Situation ohne Antworten, sogar das Gefühl des Vergessen-seins. Wenn das Außen keine Perspektive gibt, können wir das nur im Inneren schaffen. Wir müssen uns selber Höhepunkte schaffen wie zum Beispiel einen gemeinsamen Kinoabend, gemeinsames Spielen am Nachmittag, einen Ausflug im erlaubten Rahmen am Wochenende oder auch das Schaffen von Freiheit. Auch Planungen für die Zukunft sind hilfreich, um wieder Licht und Energie zu spüren.
Ich wünsche uns allen neben Gesundheit, auch Hoffnung und Perspektive – wenn auch nicht in der bekannten, dann doch zumindest hin zu einer neuen Normalität.
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