Der verbotene Klaps auf den Po

Auf bunte.de wird aktuell noch einmal eine Studie der Universität Texas und der Universität von Virginia diskutiert, die zwar bereits im Jahr 2016 veröffentlicht wurde, deren Thema aber weiterhin nichts an Brisanz verloren hat: Der Klaps auf den Po.

Elisabeth Gershoff, die an der Studie mitgewirkt hat, beschreibt folgende zentrale Ergebnisse ihrer Studie: der „Klaps“ führt nicht dazu, dass Kinder sofort und auf lange Sicht anhaltend ihre Verhalten verbessern, sondern dass es vielmehr zu längerfristigen schädlichen psychischen Auswirkungen kommt. Diese Kinder zeigen unter anderem zunehmend aggressiveres Verhalten. Sie müssen auf der einen Seite mit der erlebten Verletzung und auch Demütigung umgehen. Auf der anderen Seite lernen sie durch die elterliche Erziehungsmethode, dass es schlagen muss, um seinen Willen durchzusetzen.

Wo bleibt die Veränderung?
Noch immer erlebt man in Befragungen oder in Gesprächen zu diesem Thema, dass Erwachsene verächtlich aufschnauben, wenn Gewalt in der Erziehung strikt abgelehnt wird. Dazu gehört auch der „Klaps“ auf den Po, denn der Begriff führt primär nur zu einer irreführenden Verniedlichung von körperlicher Gewalt gegen Kinder. Man wird dann mit Aussagen konfrontiert wie „Das hat uns früher auch nicht geschadet“ oder „Wer hören will, muss fühlen!“ oder manchmal sogar „Ich kann mit meinem Kind machen, was ich will“.

Gewalt zerstört die Beziehung
Nicht nur, dass Gewalt in der Erziehung gesetzlich verboten ist, führt sie nicht zu dem vermeintlich gewünschten Ergebnis. Vielmehr zerstört es die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Das Kind wird gedemütigt und entwickelt Angst in der Begegnung mit seinen eigentlichen Vertrauenspersonen.

Es gibt in unserer Gesellschaft noch immer eine unbegreifliche Unterscheidung hinsichtlich Gewalt: Wird eine Frau von ihrem Mann geschlagen, bekommt sie eine Ohrfeige, wird das als Körperverletzung bezeichnet und landet häufig vor Gericht. Frauen werden heute glücklicherweise geschützt und Gewalt ihnen gegenüber wird nicht mehr als Recht des Mannes angesehen. Wird jedoch ein Kind von seinen Eltern geschlagen, bekommt es eine Ohrfeige oder einen Schlag auf den Po, dann versteckt man diese Handlung hinter dem Begriff „Erziehung“. Zwar gibt es die erwähnte gesetzliche Regelung, dennoch wird bei vermeintlich kleineren Handlungen noch immer weggeschaut. Woher kommt diese Unterscheidung? Wie rechtfertigen wir als Erwachsene, dass wir uns das Recht herausnehmen, einem Kind weh zu tun?

Und trotzdem…
Erziehung ist eine Herausforderung. Erziehung kann uns auch als Eltern an unsere Grenzen führen (siehe hierzu mein Beitrag „Was tun, wenn der Streit zu eskalieren droht?“). Jedoch haben wir als Erwachsene stets die Verpflichtung, unsere Kinder zu schützen, und niemals das Recht, sie auf welche Weise auch immer zu verletzen, zu demütigen oder Macht über sie auszuüben. Erleben wir als Erwachsene das Ende unserer Weisheit, dann ist an es uns, Unterstützung zu holen, um zu lernen, die Situationen gewaltfrei und konstruktiv zu lösen und unseren Kindern nicht beizubringen, dass durch Gewalt ein Ziel erreicht werden kann.

Familien- und Kommunikationsberater Jan-Uwe Rogge fasst es wie folgt zusammen: „Jeder noch so kleine Klaps ist eine Niederlage! Egal in welchem Alter! Damit setzt man keine Grenzen. Es zeigt nur, dass Eltern ihre Klarheit verlieren und hilflos sind.“

Hier gibt’s noch den Link zur Studie

Termine, Termine, Termine…

Ist es nur ein Leben, wenn der Terminkalender fast übergeht?

 

Das Thema des vollen Terminkalenders in Familien begegnet mir fast täglich – nicht nur privat, sondern auch in der Arbeit. Ein Treffen oder einen nächsten Beratungstermin zu vereinbaren scheint schier unmöglich, so durchgeplant ist das Leben der Eltern und der Kinder. Und immer wieder frage ich mich: Muss das so sein? Bin ich eine Rabenmutter, wenn mein Kind nicht jeden Nachmittag nach dem Kindergarten verplant ist, mit Schwimmkurs, Schikurs, Musikschule, Eltern-Kind-Turnen oder ähnlichem?

Luxus vs. Druck
Versteht mich bitte richtig: Ich empfinde es als Luxus, dass wir in einem Land leben, in dem sich so viele Menschen für Kinder engagieren und schauen, dass es ein vielfältiges Angebot für ihre Freizeit gibt. Es beeindruckt mich auch, wie phantasievoll viele Erwachsene sind. Gleichzeitig spüre ich als Mutter aber auch Druck. Was ist, wenn ich mein Kind nicht jedes dieser Angebote in Anspruch nehmen lasse. Das kann verschiedene Gründe haben. Diese Dinge kosten natürlich Geld, manchmal sogar viel Geld. Dann kosten sie auch Zeit. Zeit, die ich vielleicht lieber so mit meinem Kind verbringen oder einfach auch für mich selber zur Verfügung haben möchte. Vielleicht möchte ich einfach nicht neben der Arbeit und dem Haushalt die Kinder von Termin zu Termin fahren müssen.

Immer schneller, immer jünger
Vielleicht habe ich aber einfach auch das Gefühl, dass die Kinder immer noch jünger immer noch mehr bereits können müssen. Wenn sie in die Volksschule kommen, sollten sie schon schreiben und lesen, wenn nicht gar rechnen, können. Sie sollten mindestens ein Musikinstrument beherrschen und in mindestens einem Verein bereits im Kader sein und Turniere spielen. Schwimmkurse sollten schon mit spätestens vier Jahren besucht werden, obwohl sogar Schwimmlehrer sagen, dass es vor 5/6 Jahren überhaupt keinen Sinn macht und auch dann noch früh ist. Muss ein Kind auch wirklich schon im Alter von 4 Jahren richtig Schifahren können?

Ein Hoch auf die Phantasie!
Wenn ich wieder höre, wie verplant Kinder bereits in jungen Jahren sind, steht die Frage ich Raum: Wo bleibt Zeit für das freie Spiel? Wo bleibt die Möglichkeit, aber auch die Herausforderung für die Kinder, selber aus Gegebenem etwas zu entwickeln, ohne dass alles vorgegeben wird? Wie vor einiger Zeit in meinem Blog-Text „Kein Plan? Gut so!“ beschrieben, zeigt auch die Wissenschaft, wie wichtig es ist, dass die kindliche Phantasie gefördert wird. Zudem darf nicht alles, was Kinder tun, nur auf Leistung und auf Druck aufbauen. Einen Nachmittag lang im Spiel das Haus auf den Kopf stellen, ist für die Entwicklung oft wertvoller als ein vier Tage dauernder Wunder-Schikurs.

Außerdem ist das wärmende Gefühl, wenn ich dann in den Kinderzimmern den Raben mit einem Buch auf dem Stuhl sitzen sehe oder die Teddybären, die mit dem Steak aus der Kinderküche gefüttert werden, unbezahlbar!

Trennung und Scheidung: Wenn die Herausforderung allein getragen werden muss

In meinem Beitrag aus der Zeitschrift „Familie“ habt ihr schon gesehen, dass ich mich immer wieder auch mit verschiedenen Familienkonstellationen beschäftige. Dies kommt unter anderem auch aus meiner beruflichen Tätigkeit, in der ich viel mit Eltern als auch mit Kindern aus Trennungsfamilien arbeite.

Alleine Entscheidungen treffen
Bei einigen meiner bisherigen Artikel ist mir aufgefallen, dass es Thema ist, die Überlegungen oder auch die Herausforderungen im Zuge der Kindererziehung mit einem Partner zu teilen. Getrennt lebende Eltern können jedoch genau dies häufig nicht tun. Der andere Elternteil ist im Alltag nicht mehr greifbar. Oder die Beziehung zwischen den Eltern ist auf Grund der Trennung so belastet, dass ein persönliches Gespräch nicht möglich ist.
Alleinerziehende sind zusätzlich zu den Themen, die wir als Eltern alle kennen, noch mit anderen Themen konfrontiert. Es ist mir wichtig, auch diesen zukünftig hier einen Platz zu geben. Ich werde dabei auf Erlebnisse in meiner Arbeit zurückgreifen oder auch auf Erzählungen von Freunden und Bekannten.

Respekt
Heute möchte ich zuallererst allen alleinerziehenden Eltern meinen Respekt aussprechen, über das was sie leisten. Besonders aufgefallen ist es mir wieder bei dem Text „Hatschi…“. Als ich diesen geschrieben und erwähnt habe, dass ich die Anstrengungen mit meinem Mann teilen konnte, dachte ich an all die Eltern, die eben das nicht können – die die Ängste und Sorgen um ihre Kinder allein tragen müssen. Oder auch die, die sich die Nächte allein um die Ohren schlagen müssen, weil eben niemand neben ihnen liegt, den sie aus dem Bett werfen und sagen können „Heute bist aber einmal du dran!“

Unterschiedliche Gefühle
Der Weg hin zu einer Trennung und auch danach ist gepflastert von vielen Unsicherheiten und Fragen; auch was die Kinder betrifft. Ich möchte in den kommenden Blogtexten in dieser Kategorie einige der häufigsten Fragen aufnehmen und versuchen, zu beantworten. Gerne könnt ihr mir aber auch speziell Fragen aus eurer aktuellen Lebenssituation schicken – natürlich auch anonymisiert – auch auf diese werde ich an dieser Stelle gerne eingehen.

Ein Hoch auf das Buch!

Am 17.11.2017 ist in Österreich, wie übrigens auch in Deutschland, Vorlesetag. Ein Tag, gewidmet dem Vorlesen von Büchern für Kinder.

Der Wert des Vorlesens
Eine Studie der deutschen Stiftung Lesen zeigt, dass Eltern immer später mit dem Vorlesen beginnen und zudem dabei den Bildungsgedanken in den Vordergrund stellen.

Als jemand, die das Lesen liebt, ständig ein Buch in der Tasche hat und auch als Kind immer von Büchern umgeben war, war von Anfang an klar, dass es unseren Kindern niemals an Büchern fehlen wird. Die Auswahl an Kinderbüchern ist enorm und macht mir stets die Entscheidung schwer, wenn ich wieder einmal vor einem Regal in einem Geschäft oder der Bücherei stehe.

Lasst die Hemmungen fallen 😊
Wir haben unsere Kinder von Geburt an mit Büchern versorgt und wurden Experten für Tierstimmen oder auch Auto- und Flugzeuggeräusche. Mit der Zeit kamen immer mehr Texte zu den Bildern dazu, die von den Kindern verlangt wurden, vorgelesen zu werden. Ich finde ja immer die Bücher toll, deren Texte sich reimen, weil diese faszinierenderweise sehr schnell in den Köpfen der Kinder hängen bleiben.
Meiner Erfahrung und Beobachtung nach lieben Kinder es, wenn ihnen vorgelesen wird. Sie sind begeistert, wenn der Vorleser seine Stimme verändert und eine der Geschichte entsprechende Atmosphäre schafft. Und ich kann dazu nur sagen: Wenn wir als Erwachsene hier die Hemmungen erst einmal abgelegt haben, dann gibt es kaum etwas Erfreulicheres als diese Beschäftigung. Zudem sind Kinderbücher meist so gestaltet, dass sie auch uns Freude machen. Wenn Kinder dann auch noch mit ihren eigenen Ideen und Beobachtungen einen Beitrag leisten, dann rennen die Stunden des Tages nur so dahin.

Der Mehrwert von Büchern
In unserer Familie ist das Vorlesen von Büchern nicht nur in das Abendritual eingebunden. Wir nehmen auch ein Buch her, wenn das Wetter draußen keinen Ausflug erlaubt, wenn ein Kind krank ist oder wenn wir einfach einmal nur gemütlich auf der Couch lümmeln wollen. Stets wird diese Tätigkeit auch mit Kuscheln verbunden 😉

Noch eine kurze Anmerkung zu den Inhalten: Kinderbücher müssen nicht immer „pädagogisch wertvoll“ sein. Sie müssen Spaß machen und unterhalten. Sie sollen den Kindern die Freude am Entdecken, am Mitleben und an der Beobachtung machen. Schließlich lesen wir, also zumindest ich, auch nicht immer nur Bücher, aus denen ich unbedingt etwas lernen kann, sondern einfach um in eine andere Welt abzutauchen.

Also: Lasst uns an diesem speziellen Tag von Büchern umgeben sein, und gemeinsam mit unseren Kindern eintauchen in die spannende Welt der Buchstaben. Und dann denkt auch in den folgenden Tagen und Wochen daran: Bücher kann man nicht genug haben, egal ob gekauft, geliehen, alt oder neu! Sie fördern nicht nur die Phantasie der Kinder und der Erwachsenen, sie stärken Beziehung und Nähe – und sind damit ein kostbares und doch unaufwendiges Mittel, die Eltern-Kind-Bindung zu stärken…

„Ich hätte meinem Kind doch so gerne eine ‚richtige‘ Familie geboten …“

Kürzlich durfte ich für die Zeitschrift „Familie“ des Vorarlberger Familienverbandes einen Beitrag im Namen des Ehe- und Familienzentrums schreiben. Diesen möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:

Gesamter Beitrag

Viel Spaß beim Lesen!

War das einmal ein echtes Tier?

Gleich vorweg: Wir sind eine Familie von Fleischessern. Nicht immer und nicht nur, aber es gibt bei uns Fleisch und Wurst. Und in diesem Zusammenhang hat mich mein 4,5-jähriger Sohn wie so oft im Laufe seiner bisherigen Entwicklung mit einer Frage überrumpelt.

Unangenehme Fragen
Völlig unvorbereitet hat er mich nämlich beim Mittagessen, als es Fleisch gab, zunächst gefragt, was es für ein Fleisch sei. Mit meiner Antwort, dass es ein Hühnerfleisch sei, dachte ich eigentlich, es sei erledigt. Doch mein Sohn sah mir in die Augen, legte den Kopf schief und fragte mich mit gekräuselter Nase: „War das einmal ein echtes Huhn?“

Der innere Drang, etwas zu „überhören“
Kennt ihr das bei solchen Fragen? Am liebsten möchtet ihr davonlaufen oder so tun, als hättet ihr die Frage gar nicht erst gehört. Oder ihr werft eurem Partner einen verzweifelten Blick zu, dass er sich doch mit dieser Frage auseinandersetzen soll. Es war, wie beschrieben, nicht das erste Mal, dass mich eines meiner Kinder mit einer Frage herausgefordert hat.
Als meine Großmutter gestorben ist, hat mein Sohn angefangen, Fragen zum Tod zu stellen. Fragen wie „Was macht sie jetzt in der Kiste da drin?“ oder „Wo ist sie jetzt?“ brachten mich auf der einen Seite zum Schwitzen, auf der anderen Seite spürte ich auch Stolz, dass er sich diese Fragen stellt.

Kindgerechte Ehrlichkeit
Nun können Fragen zum Tod eines Menschen auch leicht ins Philosophische gehen. Doch wir haben versucht, möglichst einfach und klar die Fragen zu beantworten, die unser Sohn gestellt hat. So auch bei der Fleisch-Frage: Natürlich habe ich die Frage bejaht, dass es einmal ein echtes Hühnchen war. Ich habe aber entschieden, zunächst einfach einmal nur diese Frage zu beantworten und nicht weiter auszuschmücken. Ich habe abgewartet, ob mein Sohn noch etwas wissen wollte. Das war in dieser Situation nicht der Fall. Für ihn war es damit fürs Erste erledigt.

Auch unangenehm zu beantwortende Fragen sollten von uns Eltern ernstgenommen werden und verdienen eine Antwort. Vielleicht brauchen wir manchmal einen Moment, um uns zu überlegen, was wir sagen werden. Doch irgendeine Erklärung, vor allem eine ehrliche, wenn auch kindgerechte haben unsere Kinder stets verdient.

Hatschi! Wenn die Schnupfnase und der Frosch im Hals Einzug halten…

Vielleicht geht es euch dieser Tage so wie uns: Mindestens ein Familienmitglied wird von Husten, Schnupfen oder gar Ärgerem geplagt.

Das Ping-Pong-Spiel mit den Viren
Wir stecken seit Wochen in diesem Kreislauf und haben das Gefühl, mit einem Infekt, der im September bei uns Einzug gehalten hat, Ping-Pong zu spielen. Wenn der eine wieder gesund ist, hustet am nächsten Tag ein anderer. Jetzt muss ich sagen, dass unsere Kinder sich wirklich lange tapfer geschlagen haben und in der Erkältungswelle zunächst mir und meinem Mann den Vortritt gelassen haben. Doch seit einiger Zeit hat sich das etwas verschoben und eines der beiden liegt stetig flach.

Ein Spiel mit „Folgen“
Dann ermahnen mein Mann und ich sie immer, dass sie Abstand zueinander halten sollen und nicht knuddeln dürfen. Das gefällt ihnen gar nicht, aber sie halten sich brav daran.
Die Nächte sind für uns alle natürlich auch eher quälend und die Augenringe werden dunkler und tiefer. Zum Glück können mein Mann und ich uns da ein wenig abwechseln, sodass wir zumindest halbwegs Ruhe finden. Auch an den Tagen, an denen es dann heißt, das erkältete Kind, das gesunde Kind und unsere Arbeit zu managen, sind wir dankbar dafür, dieses Jonglieren auf zwei Schultern verteilen zu können. Nicht nur die Organisation kann geteilt werden, sondern auch die Sorgen, die entstehen, wenn man die glasigen Augen seines Kindes sieht oder es wieder ein Hustanfall durchschüttelt.

Erschöpfung auf allen Seiten
Diese zum Glück nicht gravierenden Erkrankungen bringen neben einem enormen Verbrauch von Taschentüchern, Hustensaft und sonstigen Hausmitteln auch noch etwas anderes mit sich: Erschöpfung und Nachlassen des Nervenkostüms. Wenn man sich als Elternteil jedoch dann erlaubt genau das zu beschreiben, kommt häufig als Reaktion „nur“ das Bedauern für das Kind. Unbestritten ist es arm, wenn es hustet oder schwer atmet, weil die Nase verstopft ist. Aber als Eltern gibt man alles, was man kann, um dem Kind beim Genesen zu helfen. Und das kostet Substanz. Ich finde es schade, dass wir Eltern dann nicht auch den Raum geben, Worte für die Erschöpfung zu finden. Schließlich gibt das Verständnis dafür ihnen bzw. uns auch wieder Kraft, weitere Nächte über dem Kind zu wachen. Lasst uns als Eltern doch gegenseitig Respekt für das haben, was wir auch für unsere Kinder leisten, und uns durch gegenseitiges Verständnis wieder motivieren!

Manchmal reicht eine kleine Geste

In meiner Arbeit als Elternberaterin höre ich immer wieder tolle Geschichten, die mich aufhorchen lassen und die ich gerne mit euch teilen möchte.

Aktuell liegt einer meiner Schwerpunkte darin, die Wichtigkeit der Eltern-Kind-Bindung zu diskutieren bzw. die Bindung einer wichtigen Bezugsperson zum Kind. Das bezieht sich in meinen Veranstaltungen nicht nur auf das Baby-Alter, sondern wirklich auf die gesamte Kindheit bzw. Pubertät.

Bleiben oder gehen?!
Bei einer meiner letzten Veranstaltungen hat mir eine Frau folgende Geschichte erzählt: Seit Beginn des Kindergartenjahres begleitet sie ihren fünfjährigen Neffen mit in den Kindergarten, der gleich neben ihrer Arbeitsstätte liegt. Ihr Neffe wollte die erste Zeit immer, dass sie mit hinein geht. Das hat die Tante dann auch gemacht. Sie meinte zu mir: „Das sind für mich drei/vier Minuten am Morgen und ihm gibt es Sicherheit. Also warum nicht?“ Eines Tages meinte der Junge dann, dass die Tante nicht mehr mit muss, sondern gleich zu ihrer Arbeit gehen kann. Auch hier hat sich die Frau am Bedürfnis des Kindes orientiert. Für sie ein wenig überraschend kam er ein paar Tage vor unserer Veranstaltung zu ihr und fragte sie, ob sie wieder mit reinkommen könnte.

Kosten-Nutzen-Abwägung
Und hier zeigt sich nun der zentrale Punkt der Erzählung. Denn die Tante hat es getan und zwar ohne den Jungen nach dem Grund zu fragen. Die Frau erzählte mir, dass sie sich schon überlegt hat, das Kind zu fragen, warum es nun wieder diesen Weg möchte. Oder kurz sei auch der Impuls dagewesen zu sagen „Aber das brauchst du doch nicht. Du bist doch schon groß und bist doch auch schon allein gegangen.“ Sie habe jedoch gleichzeitig gespürt, dass das für das Kind unangenehm wäre, wenn es sich erklären müsste. Es schien ihm wichtig zu sein und gleichzeitig fühlte sich die Tante auch geehrt, dass das Kind ihr so vertraut, dass es vor einer Bloßstellung keine Angst hat.

Also hat sie den Jungen wieder begleitet, ohne daraus ein besonderes Thema zu machen und spürt, dass sie mit dieser Vorgehensweise dem Kind Sicherheit gibt. Ich war bei dieser Erzählung begeistert von der Sensibilität dieser Frau. Es scheint auf den ersten Blick eine Nichtigkeit zu sein und ist doch für ein Kind so unendlich wichtig: Um Sicherheit bitten zu können und in diesem Gefühl ernstgenommen zu werden.

 

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