Faszination Kind

Immer wieder betone ich, wie faszinierend Kinder in ihrem Verhalten, vor allem aber auch in ihrem Lernen sind. Das menschliche Gehirn verarbeitet alles, was es aufnimmt. So natürlich auch das kindliche Gehirn, das noch viel Platz hat. Es lernt, Bilder und Sprache zu verknüpfen.
Heute möchte ich aber nicht mit euch diskutieren, wie wir unseren Kindern Sprache am besten näherbringen. Vielmehr möchte ich mit euch einfach wieder eine Alltagssequenz aus dem Leben mit meinen beiden Kids teilen, die mich begeistert.

So lange überlegen, bis es einfällt
Unser Sohn liebt es zu erzählen. Er berichtet, was er gerade im Vorbeifahren gesehen hat, was er im Kindergarten erlebt hat oder einfach, was ihm gerade einfällt. Manchmal überschlagen sich seine Worte und nicht immer fällt ihm das Wort sofort ein. So auch vor ein paar Tagen. Er hat versucht, mir eine Beobachtung auf der Straße zu beschreiben. Doch es hat ihm ein Wort gefehlt. Und wir waren sicher 10 Minuten gemeinsam dran, dieses Wort – es war „ein Fußgänger“ – zu suchen. Voller Phantasie hat er mir auf unterschiedlichste Art klarmachen wollen, was er meint. Doch es hat eben seine Zeit gebraucht, bis wir das richtige Wort gesucht haben. Ich war beeindruckt, wie ausdauernd er in seinen Erklärungen war. Er hat nicht aufgegeben, bis wir das Wort gefunden haben.

„Wortsalat“
„Mama! Kannst du meiner Puppe bitte einen Strudel machen?“ oder auch „Mama! Schau mal! Der hat einen Schmetterling um den Hals.“ Aussprüche wie diese von unserer zweijähren Tochter zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen und zeigen mir wieder, was ein so kleines Gehirn verarbeitet. Beide Ausdrücke waren natürlich nicht ganz korrekt und hatten doch einen Zusammenhang mit dem eigentlich gesuchten Wort. Im ersten Fall war natürlich die Rede von einem „Zopf“, den wir aus den Haaren machen sollten, und im anderen Fall handelte es sich um eine „Fliege“, die die Figur um den Hals gebunden hatte.

Bleib aufmerksam und lach nicht!
Auch wenn die Wortkreationen unserer Tochter oder auch die Erklärungsansätze unseres Sohnes manchmal wirklich zum Lachen wären, war es in jeder dieser Situationen wichtig, ihnen nicht das Gefühl zu geben, dass ich sie auslache. Sondern im Gegenteil: Ihnen meine ehrliche Begeisterung darüber zu zeigen, dass sie sich mit der Sprache beschäftigen, dass sie mir so viel Vertrauen entgegenbringen, mich in ihre Gedankenvorgänge einzubeziehen.
Denn oft haben wir als Erwachsene in solchen Situationen selber Hemmungen und wählen eher den Rückzug, als mit einem anderen Menschen im Austausch zu bleiben, wenn wir mal nicht ganz die richtigen Worte finden…

#zutrauen

… wie soll es denn so seine Flügel ausbreiten können? Was meint ihr?

Wenn nur eine Sache interessant ist…

Mit der Geburt eines zweiten Kindes zieht für die Eltern ein ungeplanter und unerwünschter Konflikt mit ein. Es gibt sicher noch mehrere, aber ich möchte heute einen speziellen mit euch diskutieren. Denn trotz zahlreicher Gespräche mit erfahrenen und weniger erfahrenen Eltern, trotz des Studiums unzähliger Literatur habe ich noch keine wirkliche Lösung gefunden. Daher dachte ich, ich nutze mal wieder euch als Diskussionspartner und schaue, ob jemand einen guten Ratschlag hat:

„Ich will das jetzt aber haben!“
Es geht um den Konflikt um dieses eine Ding… Dabei ist egal, ob es sich um ein Spielzeug-Handy, um einen Roller, um ein einzelnes Auto, ein Stofftier oder eine Baby-Rassel handelt – obwohl die Kinder eigentlich schon groß sind. Und auch wenn dieses eine Ding eigentlich die letzten Wochen in irgendeiner Kiste vor sich hin gemodert ist, ist es die einzig interessante und in den Augen der Kinder zum Spielen geeignete Sache im gesamten Haushalt.
Und nun kommt der kritische Punkt für alle Eltern: Was tun, wenn sich alles nur noch um diese Sache dreht? Wenn die Kinder nichts anderes mehr spielen wollen und bereits am Morgen die Streitereien darum starten? Welche Lösung gibt es für diesen Konflikt?

Lösungsvorschläge
1. Manche Eltern wählen den Weg, für die Kinder einfach die gleichen Sachen zu kaufen. Das ist aber einerseits auch nicht wirklich eine Lösung, weil es teuer ist und die Kinder nicht lernen zu teilen. Andererseits ist das Problem nicht gelöst, sollte sich das Spielzeug in einer winzigen Kleinigkeit unterscheiden. Denn ist das eine rot und das andere blau, dann wollen die Kinder unter Garantie die gleiche Farbe.

2. Andere Eltern wiederum nehmen das Ding dann einfach weg und hoffen damit, den Konflikt beenden und die eigenen Nerven schonen zu können. Doch wir alle kennen das Gedächtnis von Kindern: Sie vergessen nicht einfach, dass es da ein so tolles Teil gab, das sie unbedingt haben wollen.

3. Welche Lösung ist noch wählbar? Man kann die Kinder natürlich auch den Konflikt selber austragen lassen, darauf warten, dass sie sich selber einig werden. Sie dahingehend zu erziehen zu teilen, sich abzuwechseln. Auch dieser Weg impliziert ein gewisses Risiko und die Frage, wieviel Nerven Eltern haben, sich das Geschrei anzuhören.

4. Eine letzte Möglichkeit ist noch der Weg der Ablenkung. Doch ähnlich wie bei dem Weg, das Spielzeug einfach verschwinden zu lassen, wird diese Methode immer schwieriger, je älter Kinder werden. Denn schließlich wollen sie nur das eine Spielzeug!

Gerne Alternativen!
Ihr seht: Wege gibt es viele und meine Freundinnen und ich versuchen auch immer wieder die unterschiedlichsten aus. Denn um ehrlich zu sein: Den einen Weg haben wir noch nicht gefunden. Gibt es den überhaupt oder ist das Verhalten der Kinder ein normales Verhalten, das eigentlich auch bei Erwachsenen beobachtet werden kann? Manchmal einfach auch das eine Teil lieber haben zu wollen, dass unsere Freundin hat, als das, was wir selber haben?

Habt ihr vielleicht noch einen anderen Lösungsweg, den ich noch nicht ausprobiert habe?

Beziehung & Bindung

Und ihr so?

Die Ohren gespitzt, die Augen geschärft…

Kinder in ihrer Aufmerksamkeit und in ihrer Wahrnehmung zu unterschätzen, ist ein häufiger Fehler, den wir als Erwachsene machen.

Immer und überall Wachsamkeit
Nein, es sieht doch nicht, wenn ich das letzte Stück Käse schnell vom Messer esse. Es riecht auch nichts, wenn ich ihm einen Kuss gebe, kurz nachdem ich „heimlich“ ein Stück Schokolade vor dem Gehen gegessen habe. Ein kleines Kind merkt doch auch nicht, wenn die Ampel eigentlich noch rot ist, wenn wir über die Straße gehen.

Jedoch sind nicht nur die Augen eines Kindes scharf. Auch seine Ohren sind stets gespitzt. So kann es durchaus sein, dass es das Gespräch zwischen Erwachsenen aufmerksam verfolgt, obwohl es scheinbar in sein Spiel vertieft ist. Wir geben uns gern der Illusion hin, dass in solchen Gesprächen Wortwahl oder Tonlaut unwichtig sind und vom Kind nicht übernommen werden.

Konfrontation
Doch das Erwachen kommt prompt. Manchmal noch irgendwie amüsant, wenn die zweijährige Tochter plötzlich gleich klingt wie man selber. Manchmal aber auch erschreckend, wenn der Sohn, der den Apfel für den Obstsalat schneidet und ein hängen gebliebenes Stück vom Messer runter essen will, wie er es eben bei einem Elternteil beobachtet hat.
Das Kind bringt uns auch in Erklärungsnot, denn wieso darf ich nach dem Frühstück noch ein Stück „Motivationsschokolade“ essen, während das dem Kind mit den unterschiedlichsten Argumenten verboten ist?

Unterschätzt nicht!
Auch wenn Kinder vermeintlich unbeteiligt wirken, wenn man das Gefühl hat, sie sind doch eh noch so jung: Das kindliche Gehirn ist wie ein Schwamm und saugt alles auf, was sich in seiner Umgebung abspielt. Also lasst uns unsere Kinder nicht unterschätzen! Sie sind der Spiegel unseres Verhaltens und irgendwie auch davon abhängig, dass wir ihnen als Erwachsene ein Vorbild sind.

Respekt!

Vielleicht die Formel für eine erfolgreiche Erziehung? Was meint ihr?

Achtung! Vorsicht!

Vielleicht könnt ihr euch erinnern: Ende Jänner diesen Jahres habe ich einen Text zum Thema „Helikopter-Eltern“ geschrieben und wenn ihr mir erlaubt, möchte ich das Thema heute noch einmal aufnehmen.

Das Wandern ist…
Wie viele Familien sind auch wir im Sommer in den Bergen unterwegs. Meist geht es mit der Bahn hinauf und dann einen familienfreundlichen Rundweg am Gipfel entlang. Wir können uns inzwischen als glückliche Eltern schätzen, deren Kinder gerne laufen und dabei auch Dinge in der Natur entdecken. Da kommt es öfter vor, dass der Weg hinuntergerannt oder ein kleiner Felsen kletternd erklommen wird.

Vorsicht vs. Ängstlichkeit
So froh wir über die Neugierde und die Bewegungslust unserer Kinder sind, haben mein Mann und ich gleichzeitig einen inneren Konflikt beobachtet, der nahe an dem oben angeführten Thema entlanggeht:

Auf der einen Seite ist es die Aufgabe von Eltern, zukünftige Gefahren zu erkennen. Ist der Stein oder die Wurzel, über die geklettert wird, vom gestrigen Regen noch zu rutschig? Ist die Rutsche von der Sonne zu sehr aufgeheizt, als dass sie verwendet werden soll? Ist der Weg mit zu viel Geröll belegt, als dass es gut ist, ihn hinunterzurennen? Die Liste könnte natürlich noch unendlich lang fortgesetzt werden.

Aber dieser Gefahrenerkennung steht nun gegenüber, dass man als Eltern den Kindern etwas zutrauen sollte und seine Sorge nicht auf sie übertragen sollte. Kinder müssen Dinge erkunden dürfen. Vorsicht zu leben und Gefahren erkennen zu lernen, ist natürlich ein wichtiger Entwicklungsprozess. Gleichzeitig sollen Kinder nicht ängstlich aufwachsen.

Abwägen, abwägen, abwägen
Wie erwähnt, stehen mein Mann und ich – wie wahrscheinlich viele Elternpaare – immer wieder vor dem Moment, ob ein „Achtung!“ über unsere Lippen kommen soll. Dabei merken wir, dass wir uns nicht nur untereinander darin unterscheiden, ob wir eine Warnung aussprechen wollen, sondern es hängt zudem auch von unserer Tagesverfassung und der unserer Kinder ab, ob wir das Gefühl haben, es ist ein „mutiger“ Tag oder eher einer, an dem mehr Vorsicht geboten ist.

Ist nicht genau das ebenfalls eine wichtige Lektion, die wir unseren Kindern mitgeben können? Nicht an jedem Tag können wir uns das Gleiche zutrauen. Es heißt immer wieder von Neuem, die Gefahren und Freuden des Lebens abzuschätzen…

Navigationsgerät

Stimmt doch, oder? 😉

Was tun, wenn der Streit zu eskalieren droht?

Wie oft hören wir den Satz oder empfinden wir als Eltern selber Folgendes: Mein Kind hat mich provoziert, bis ich nicht mehr wusste, was ich tun soll. Bis ich mich selber kaum mehr unter Kontrolle hatte. Kinder kennen die „Schwachstellen“ von uns als Eltern und bohren genau da hinein. Manchmal ist es aber einfach so wie bei uns Erwachsenen auch: Das Kind hat sich in Rage geschimpft und ist mit logischen Argumenten oder Androhung von Konsequenzen nicht mehr erreichbar.
Genau an diesem Wendepunkt, an der Frage, wie weit wird der Streit eskalieren, sind wir als Eltern gefragt. An diesem Punkt ist es unsere Reaktion, die die Beziehung zum Kind bestimmt.

Keine Argumente möglich
Aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich, dass es ein Unterschied ist, ob ich mich gerade selber in der Akutsituation befinde oder ob es ist wie jetzt, wenn ich mich theoretisch mit dieser Frage auseinandersetzen kann. Stecke ich selber in der Situation und in der Emotion, bin ich wahrscheinlich ähnlich wie das Kind, nicht für logische Argumente empfänglich. Daher ist es wichtig, dass wir uns als Eltern vorher eine Exit-Strategie für ebensolche Situationen überlegen.

Verlasse die Situation!
Der Hauptpunkt dabei muss lauten: Verlasse die Situation! Geh weg und schau, dass du dich zunächst selber beruhigst. Eine erfahrene Mutter gab mir hierfür schon vor langer Zeit den Tipp, aufs WC zu flüchten. Klingt im ersten Moment lustig, aber wenn man darüber nachdenkt, ist es ein guter Hinweis, denn man kann die Tür absperren und hat doch alles, was man braucht. Denn schließlich ist schwer abzuschätzen, wie lange diese Auszeit dauern muss. Erst nämlich, wenn ich es als Erwachsener schaffe, meine Emotionen in den Griff zu bekommen, kann ich wirklich wieder in Beziehung zu meinem Kind gehen.

Wenn ich mit anderen Eltern diese Vorgehensweise diskutiere, erhalte ich oft zwei Reaktionsmöglichkeiten. Eine ist: Warum soll ich gehen? Die andere: Aber dann folgt mir mein Kind ja und rastet noch mehr aus, vor allem wenn ich abgesperrt habe. Zu ersterem erwidere ich, dass ich nur selber in der Hand habe, ob ich den Raum wechsle. Erwarte ich das von meinem Kind, führt das nur zu weiteren Diskussionen und sicherlich nicht zu einer Deeskalation. Und zu dem zweiten Punkt denke ich, dass es primär darum geht, sich als Erwachsener zu beruhigen. Ich brauche in diesem Moment eine Auszeit und kann mir diese nur durch Abstand holen.

Was kommt danach?
Ich weiß, dass es bei diesem Tipp nur um die Akutphase geht. Denn eines muss klar sein: Wenn ich den Schlüssel umdrehe und meinem Kind wieder begegne, dann muss ich einen Plan in der Hand haben, wie es weitergeht. Und dieser Plan ist – ihr könnt es euch denken – so individuell wie jedes Kind, jeder Erwachsene und jedes Diskussionsthema. Und wäre damit Thema für einen der nächsten Blogbeiträge…

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