Das ist einer dieser Sätze, die wir hören, sobald wir ein Kind haben.
Auch mir ist aufgefallen, dass ich ihn sowohl oft gehört als auch immer wieder ausgesprochen habe. Grundsätzlich ist diese Aussage gut gemeint, soll auch Trost schenken und ein Gefühl der Zugehörigkeit entstehen lassen.
Zwiespältige Gefühle
In letzter Zeit beobachte ich an mir jedoch eine gewisse Ambivalenz zu dieser Aussage. Zunehmend habe ich begonnen, mich innerlich dagegen zu wehren. Doch warum eigentlich?
Wenn ich zum Beispiel bei meinen Kindern beobachte, dass sie in einer Phase sind, in der sie viel Widerstand zeigen und die Konflikthäufigkeit zunimmt. Oder sie immer mehr auch gegen Regeln im Haus rebellieren. Dann sträubt sich in mir alles gegen die Aussage, dass es allen Eltern so geht. Denn ich merke, dass mir diese Vorstellung nicht hilft. Ich sage mir dann: Das kann sein. Aber ich will es so nicht haben.
Auch so eine Situation, in der ich gemerkt habe, dass ich mich innerlich dagegen sträube, die gleichen Erfahrungen wie viele Eltern zu machen, ist jene der ständigen Diskussionen. Wenn am Wochenende die Unternehmungsplanung ansteht und das Wetter so herrlich ist, dass das Wander-Herz hüpft und für uns kein anderer Programmpunkt möglich ist, als in die Natur zu gehen und dann geht die Klage-Maschinerie der Kinder los. An diesem Punkt merke ich, dass ich nicht die gleichen Erfahrungen machen möchte. Ich möchte jene Kinder haben, die sagen: Klar, Mama. Super Idee! Wir packen gleich unsere Rucksäcke 😊-😊! Man darf ja noch ein bisschen träumen…
Doch Zugehörigkeit?
Gleichzeitig merke ich, dass wenn wir dann zum Beispiel beim Wandern sind und wir mit semi-begeisterten Kindern an anderen Familien vorbeigehen, deren Kinder auch nicht gerade strahlen, dann tröstet mich das Gefühl der Zugehörigkeit. Dann wird mir bewusst, dass es nicht so außergewöhnlich ist, was ich erlebe.
Oder auch die vielen von euch bekannte Situation des Fahrradfahrens mit Kindern. Es beruhigt mich tatsächlich, wenn ich andere Eltern beobachte, die mit ihren Kindern fahren und ihnen genauso hinterherrufen „Fahr vorsichtig! Schau nicht die ganze Zeit zurück! Konzentriere dich! Wenn du jetzt nicht gleich gerade fährst, dann fahre ich nicht mehr mit dir Rad.“ Höre ich diese Ausrufe spüre ich ein Durchatmen durch meinen Körper, ein Gefühl, nicht allein in solchen Situationen zu sein.
Nichts tut dann wohler, als zu hören, dass auch viele andere durch diese Erlebnisse durch müssen.
Gemeinsamkeiten helfen doch
Wir sehen also: Der Satz „Das geht doch allen Eltern so.“ ändert zwar nichts an der grundsätzlichen Herausforderung, der wir gegenüberstehen. Manchmal möchten wir uns auch dagegen auflehnen und sagen uns innerlich „Das mag sein, aber ich will das einfach nicht haben.“ Von Zeit zu Zeit ist er aber doch ein Trost und zeigt uns, dass nicht wir als Eltern versagen, sondern das Kinder einfach nur Menschen mit ihrer eigenen Persönlichkeit sind. Und mit diesen Persönlichkeiten umgehen zu lernen und sich darauf einzustellen, das geht wirklich allen Eltern so.
Also nur Mut: Wir schaffen das!