In den Vorarlberger Nachrichten vom 21.4.2018 hat sich der sehr bekannte Vorarlberger Gerichtspsychiater Dr. Reinhard Haller in einem Interview zum Thema Erziehung geäußert. Da ich einige Aspekte darin sehr interessant finde und sie auch unsere Ansichten, die wir hier auf dem Blog immer wieder besprechen, spiegeln, möchte ich diese Gedanken mit euch teilen.
Die drei großen Z
Dr. Haller beschreibt vor allem drei Dinge, die in der Erziehung von Kindern aus seiner Sicht eine große Rolle spielen: Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit.
Oft ist zu beobachten, dass der Kontakt zwischen Eltern und ihren Kindern nur nebenbei passiert. Da gibt es keine wirkliche Begegnung, sondern Dinge werden schnell erledigt. Dabei ist es für das Selbstwertgefühl eines Kindes von großer Bedeutung, dass Erwachsene sich ihnen wirklich zuwenden, beginnend schon bei der Körperhaltung, dass wir zum Beispiel in die Knie gehen oder ihnen auch in die Augen schauen. Das braucht natürlich Zeit und ein Wollen seitens des Erwachsenen. Auch den letzten Punkt, den Dr. Haller anführt, haben wir immer wieder besprochen: Wir können unseren Kindern nicht genug Zärtlichkeit schenken – wenn sie sie wollen. Egal was passiert, müssen sie stets das Gefühl haben, geliebt zu werden. Auch hier heißt es natürlich nachzufühlen, ob ein Kind in einem Alter oder in einer Phase ist, in der es diesen körperlichen Austausch nicht mehr möchte.
Die Fähigkeiten erkennen
Auch zu diesem Punkt haben wir uns bereits Gedanken gemacht, ist aber in seiner Wichtigkeit nicht genug zu betonen. Wir sollten als Eltern immer wieder sensibel versuchen, die Fähigkeiten unseres Kindes zu erkennen. Wie ich im Artikel „Wicki und sein Potenzial“ diskutiert habe, ist es dabei wichtig, dass es nicht um meine Ansichten als Eltern geht, was mein Kind tun sollte, sondern was es interessiert, wo es seine Potenziale und Interessen sieht. Dann ist es wiederum meine Aufgabe, Möglichkeiten zu schaffen, sodass das Kind seine Fähigkeiten ausschöpfen kann.
Die Gratwanderung
Manchmal kann man es als Eltern noch so gut meinen, und doch in den Augen des Kindes daneben liegen. Oder ein eingeschlagener Weg, eine Entscheidung, stellt sich später als nicht optimal dar. Und doch müssen wir als Eltern Entscheidungen treffen. Sollten wir einmal nicht ganz richtig entschieden haben, dürfen wir aber auch nicht zu streng mit uns sein. Kinder und ihre Entwicklung verzeihen diese, wenn wir sie mit besten Wissen und Gewissen getroffen haben.
Im Zentrum das Gefühl
Schließlich der für mich über allem stehende Aspekt: Das Gefühl! Wir sollten uns als Eltern immer wieder zurück auf unser Gefühl bei der Erziehung besinnen und darauf vertrauen, dass dieses uns alle gut durch diese Zeit führen wird!