Heute möchte ich mit euch die Frage diskutieren, die in vielen Familien in dieser Zeit zentral ist: Gibt es den Osterhasen wirklich?
Schmaler Grat
Es geht mir dieses Mal weniger um die Frage, wieviele Geschenke zu Ostern im Nest sein sollen – dieses Thema haben wir vor einem Jahr an der gleichen Stelle diskutiert. Vielmehr ist es das Phänomen, dass Eltern ihren Kindern erzählen, der Osterhase würde Eier verstecken und dazu ein kleines Geschenk ins Nest legen.
Wenn ich diese Aussagen höre, stellt sich mir immer wieder die Frage, wie weit wir als Erwachsene mit diesen eigentlich „Unwahrheiten“ gehen dürfen. Bis zu welchem Punkt ist es noch kindgerechte Sprache und eine Geschichte, die wir ihnen erzählen und ab welchem Punkt geht es in Richtung Bloßstellen eines Kindes?
Dass wir als Eltern hier eine Entscheidung für unsere Familie treffen müssen, wurde von unseren eigenen Kindern deutlich verlangt:
Brennende Kinderfragen
Unsere Kinder bekamen für den Garten ein Zelt geschenkt, das wir als Überraschung am Vorabend aufgebaut haben. Die Augen waren groß, als sie es am Ostersonntag entdeckt haben. Aber gleich darauf folgte die Frage: Hat uns das der Osterhase gebracht? Und da unsere Kinder sehr wissbegierig sind, ging die Fragerei noch weiter: Wie konnte er so ein großes Zelt tragen? Hat er es ganz alleine aufgebaut?
Bei den ersten Fragen stotterten wir noch herum, doch als es dann immer konkreter wurde, waren mein Mann und ich uns nach einem Blickkontakt einig, dass wir unseren Kindern die Wahrheit schuldeten. So erklärten wir ihnen ganz direkt, dass der Osterhase nur eine Phantasiefigur ist, die es nicht wirklich gibt, und dass es wir Eltern waren, die das Zelt gekauft und aufgestellt haben.
Nicht für dumm verkaufen
Natürlich haben wir die Verunsicherung in den Blicken der Kinder bemerkt, als diese neue Information in ihren Köpfen verarbeitet wurde. Gleichzeitig wurde uns klar, wie wichtig es war, hier ehrlich zu sein und sie nicht mit der Unwahrheit zurückzulassen. Denn wir Erwachsene wollen doch auch nicht mit Geschichten für „blöd“ verkauft werden und uns vielleicht dann anderen gegenüber auch noch blamieren, weil wir es geglaubt haben.
Ungewohnt, aber wichtig!
Interessant war dann noch die Beobachtung in den darauffolgenden Treffen mit anderen Erwachsenen, die unsere Kinder stets gefragt haben: „Und, was hat der Osterhase gebracht?“ Unsere Kinder haben dann ganz nüchtern erzählt, dass sie ein Zelt bekommen haben, aber dass dies Mama und Papa gekauft haben. Die Verwirrung im Blick der anderen war kaum zu übersehen, denn es ist leider nicht der übliche Weg, dass Kinder in dieser Frage ernst genommen werden und ihnen die Wahrheit gesagt wird.