Nicht allein, sondern getrennt-erziehend

Vor einiger Zeit habe ich darüber geschrieben, welche Herausforderung es für getrennt lebende Eltern ist, weiterhin für ihre Kinder da zu sein – die Schwierigkeit, seine Emotionen auf die Seite zu schieben und primär das Kind ins Zentrum zu rücken.

Getrennt, aber nicht allein
Mir hat der Kommentar und vor allem auch die Begrifflichkeit der Löwenmama von kleinstadtloewen.blog sehr gut gefallen. Sie geht weg von „alleinerziehend“ hin zu „getrennt erziehend“ und trifft damit mitten hinein in den zentralen Punkt, den „Scheidungseltern“ beachten sollten: Sie erziehen ihre Kinder zwar nicht mehr im gleichen Haushalt und dennoch erziehen sie nach wie vor BEIDE ihre Kinder.

Neue Eigen-Definition
Es gibt ja auch heute noch den Begriff des „Wochenendpapa“, der rein faktisch richtig, eigentlich jedoch negativ assoziiert ist. Das ist jener Papa, bei dem das Kind nur fernsehen darf, essen darf, worauf es Lust hat, und die gesamte Zeit keine Regeln und Grenzen kennt. Er kümmert sich nicht um Alltagsaufgaben und fragt auch nicht nach der Schule.

Fragt man aber bei den Vätern nach, dann merkt man einerseits, dass das nicht mehr zutrifft, und was viel wichtiger ist, dass sie das gar nicht wollen.

Beidseitige Beteiligung
Auch der getrenntlebende Elternteil möchte eigentlich im Rahmen seiner Möglichkeiten weiterhin auch Erziehungsaufgaben bei dem Kind übernehmen. Er möchte nicht nur der Spaßmacher sein, sondern wirklich am Leben teilhaben und das Kind auch wirklich durch sein Leben begleiten. Das heißt auch, mit ihm Regeln zu leben und Konflikte auszutragen.

Natürlich ist eine Konsequenz, dass die Eltern, auch wenn getrennt, irgendwie einen gemeinsamen Weg finden müssen, welche Art der Erziehung für sie gilt. Wir dürfen aber auch nicht unterschätzen, dass es für Kinder ein Geschenk sein kann, unterschiedliche Wege kennenzulernen, wie das Leben gestaltet werden kann… Wenn sie zumindest nicht völlig gegensätzlich sind.

Eltern bleiben
Die Trennung der Eltern ist für ein Kind nie leicht. Umso wichtiger ist es, dass beide Eltern auch als Eltern spürbar bleiben. Dies gibt dem Kind weiterhin Sicherheit im Leben und ermöglicht eine ehrliche und gute Beziehung zu Mutter und Vater. Als Eltern wiederum ist es trotz der Trennung als Paar eine Erleichterung, zu wissen, dass sich sowohl das Kind aber auch die Erwachsenen gegenseitig in der Erziehung aufeinander verlassen können.

Als Paar getrennt, als Eltern verbunden

Kann eine Trennung/Scheidung dazu führen, dass Kinder dauerhaft Schwierigkeiten mit Trennungen haben?

Mit dieser Frage war ich kürzlich in meiner Arbeit konfrontiert und habe dabei gemerkt, wie verunsichernd diese Überlegung für betroffene Eltern ist.
Somit auch gleich vorweg die Antwort: Nein… Wenn die Eltern die Trennung gut durchführen.

Wir trennen uns ständig
Leben, ob von Erwachsenen oder von Kindern, ist geprägt von Trennungen und Abschied nehmen. Von Geburt an, wenn wir den Mutterleib verlassen, ist dies ein uns begleitendes Thema, mit dem es heißt, sich auseinanderzusetzen. Kinder trennen sich im Laufe ihres Lebens immer wieder von ihren Eltern. Die ersten Trennungen mögen klein und unbedeutend wirken, wie wenn ein Kind die ersten Krabbelversuche und Schritte weg von den Eltern macht. Doch es sind Abschiede. Kommt ein Kind dann in die Spielgruppe und in den Kindergarten, ist der Abschied schon größer, da es zu einer längeren Trennung kommt. Dabei ist und bleibt wichtig, dass diese Trennung und alle dieses Ereignis begleitenden Gefühle thematisiert werden.

Kurzfristige, längere und endgültige Trennungen
Es gibt verschiedene Formen von Trennungen, die auch unterschiedlich bewältigt werden.

Eine kurzfristige Trennung ist absehbar und dauert meist nicht sehr lange. Für ein Kind zum Beispiel, wenn die Mutter Erledigungen macht und die Kinder in dieser Zeit bei den Großeltern bleiben. Oder auch, wenn die Eltern sich einen freien Abend vergönnen und die Kinder bei ihrem Patenonkel und ihrer Patentante sind. Längere Trennungen können für ein Kind je nach Alter schon sein, wenn der Vater morgens aus dem Haus zur Arbeit geht und erst am späten Abend wieder zurückkehrt. Oder wenn sie selber im Kindergarten sind und am frühen Nachmittag wieder von ihren Eltern abgeholt werden. In all diesen Fällen ist die Trennung nicht endgültig, es gibt immer eine Rückkehr zur Vertrauensperson.

Das Leben ist aber auch geprägt von endgültigen Trennungen, bei denen keine Rückkehr mehr möglich ist, zum Beispiel bei Todesfällen. In solchen Situationen braucht es eine noch sensiblere Auseinandersetzung.

Endgültige Trennung für die Eltern – Vorübergehende Trennung für die Kinder
Für die Eltern bedeutet eine Trennung eine endgültige Trennung als Paar, somit also ohne Rückkehr. Jedoch genaugenommen nur eine vorübergehende Trennung als Eltern, denn hier bleibt die gemeinsame Verantwortung für die Kinder. Für die Kinder selber jedoch sollte es ebenfalls nur eine vorübergehende Trennung von den Eltern sein. Wenn Eltern die Trennung für ihre Kinder gut vorbereiten und planen, wie die Kontakte zu beiden Elternteilen gestaltet werden, dann empfindet das Kind die Trennung auch nicht als endgültig. Natürlich kommt es beim Kind dennoch zu Trauer darüber, dass sich das bekannte Familiensystem auflöst.

Vorbildwirkung
Auch wenn vom Kind nicht primär gewünscht, kann die Trennung der Eltern auch Vorbildwirkung haben: Das Erleben, dass Trennungen, auch von geliebten Menschen, zum Leben gehören. Sie lösen Traurigkeit aus und können doch der Beginn eines neuen und wunderbaren Lebensweges sein.

Trennung und Scheidung: Wenn die Herausforderung allein getragen werden muss

In meinem Beitrag aus der Zeitschrift „Familie“ habt ihr schon gesehen, dass ich mich immer wieder auch mit verschiedenen Familienkonstellationen beschäftige. Dies kommt unter anderem auch aus meiner beruflichen Tätigkeit, in der ich viel mit Eltern als auch mit Kindern aus Trennungsfamilien arbeite.

Alleine Entscheidungen treffen
Bei einigen meiner bisherigen Artikel ist mir aufgefallen, dass es Thema ist, die Überlegungen oder auch die Herausforderungen im Zuge der Kindererziehung mit einem Partner zu teilen. Getrennt lebende Eltern können jedoch genau dies häufig nicht tun. Der andere Elternteil ist im Alltag nicht mehr greifbar. Oder die Beziehung zwischen den Eltern ist auf Grund der Trennung so belastet, dass ein persönliches Gespräch nicht möglich ist.
Alleinerziehende sind zusätzlich zu den Themen, die wir als Eltern alle kennen, noch mit anderen Themen konfrontiert. Es ist mir wichtig, auch diesen zukünftig hier einen Platz zu geben. Ich werde dabei auf Erlebnisse in meiner Arbeit zurückgreifen oder auch auf Erzählungen von Freunden und Bekannten.

Respekt
Heute möchte ich zuallererst allen alleinerziehenden Eltern meinen Respekt aussprechen, über das was sie leisten. Besonders aufgefallen ist es mir wieder bei dem Text „Hatschi…“. Als ich diesen geschrieben und erwähnt habe, dass ich die Anstrengungen mit meinem Mann teilen konnte, dachte ich an all die Eltern, die eben das nicht können – die die Ängste und Sorgen um ihre Kinder allein tragen müssen. Oder auch die, die sich die Nächte allein um die Ohren schlagen müssen, weil eben niemand neben ihnen liegt, den sie aus dem Bett werfen und sagen können „Heute bist aber einmal du dran!“

Unterschiedliche Gefühle
Der Weg hin zu einer Trennung und auch danach ist gepflastert von vielen Unsicherheiten und Fragen; auch was die Kinder betrifft. Ich möchte in den kommenden Blogtexten in dieser Kategorie einige der häufigsten Fragen aufnehmen und versuchen, zu beantworten. Gerne könnt ihr mir aber auch speziell Fragen aus eurer aktuellen Lebenssituation schicken – natürlich auch anonymisiert – auch auf diese werde ich an dieser Stelle gerne eingehen.

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