Der Rückzug kommt noch früh genug

Kennt ihr das auch? Ihr geht durch euer Wohnzimmer und sucht nach etwas. Plötzlich stoßt ihr einen zischenden Fluch aus – natürlich nicht zu laut, wegen der Kinder 😉. Und dann kommt der Blick auf den Boden nach dem Verursacher des Schmerzes: ein herumliegendes Auto oder ein Duplo-Stein, die sich auf den Fußweg geschlichen haben…

Wohin mit den Spielsachen?
Es ist eine langanhaltende Diskussion unter Eltern: Wo sollen die Spielsachen der Kinder sein?
Die Meinungen sind dabei so unterschiedlich, wie so oft in der Erziehung.
Auf der einen Seite sind da die Vertreter der Ansicht, dass sämtliche Spielsachen in die Kinderzimmer gehören – und nur dahin. Das Wohnzimmer ist ein sogenannter „Familienbereich“ und davon freizuhalten. Auf der anderen Seite sind jene Eltern, die Spielsachen in allen Räumen der Wohnung oder des Hauses erlauben.

Auch wir stehen immer wieder vor dieser Frage.
Als die Kinder noch ganz klein waren und noch kein eigenes, zugewiesenes Zimmer hatten, waren die meisten Spielsachen im Wohnzimmer – einem offenen Bereich zur Küche hin. Dort spielte sich eigentlich das ganze Familienleben ab. Zudem wollten die Kinder einfach in unserer Nähe sein und hatten kein Bedürfnis, allein in ihren Zimmern zu spielen.
Seit die Kinder nun größer sind und jedes sein eigenes Zimmer hat, hatten wir beschlossen, die Spielsachen dorthin zu räumen und den Wohnbereich davon zu befreien.

Vorhaben vs. Realität
Tja… Aber wie so oft haben wir diesen Plan ohne unsere Kinder gemacht😊.
Regelmäßig räumen mein Mann und ich die Duplo-Steine, Autos, Bücher und was es sonst noch gibt in die leeren Kinderzimmer zurück. Doch das dauert nur bis zum nächsten Spielenachmittag. Dann spielen die Kinder zum Beispiel, dass sie wandern gehen, volle Rucksäcke haben und ein Picknick machen möchten. Das darf auf Grund der bestehenden Regeln nicht im Kinderzimmer aufgebaut werden. Also wird die Decke im Wohnzimmer ausgebreitet und mit ihr sämtliche Spielsachen, die zum „Wandern“ benötigt werden.

Prioritäten setzen
Auch wenn die Regel besteht, dass die Kinder am Abend die Spielsachen wieder aufräumen und somit das Wohnzimmer eigentlich davon befreien müssen, haben mein Mann und ich beschlossen, auch hier einen Kompromiss einzugehen: Ein Teil der Spielsachen darf im Wohnzimmer bleiben, der andere Teil bleibt in den Kinderzimmern. Denn irgendwie haben wir gemerkt, dass es uns weniger wichtig ist, wo die Kinder spielen, als vielmehr, dass sie Raum für ihre Phantasien bekommen. Das Bedürfnis nach Rückzug wird bei ihnen noch früh genug kommen und damit auch das große Schild am Kinderzimmer mit folgendem Schriftzug: „Kein Zutritt“…

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