Schhhh, nicht so laut!

Neben „Nein“ ist einer der häufigsten Ausdrücke, denen Kinder im Laufe ihrer Entwicklung begegnen, „Schhhh! Nicht so laut!“ Egal, ob im Supermarkt, im Gasthaus oder in den eigenen vier Wänden. Eltern sind stets darauf bedacht, die Lautstärke ihrer Kinder möglichst gering zu halten. Und was mir jetzt in den letzten Wochen gerade aufgefallen ist, sogar im eigenen Garten werden Kinder „leise gedreht“.

Kennt ihre das auch? Es ist ein herrlicher Sonntag, die Temperaturen gerade recht, um das Planschbecken im Garten für die Kinder aufzustellen. Und nichts lieben Kinder mehr als schreiend und juchzend im kühlen Nass zu spielen. Wenn man nun den Eindruck hat, die einzigen Menschen zu sein, die an diesem Tag draußen sind und es, wenn die Kinder einmal kurz schweigen, bis auf das Vogelgezwitscher absolut still ist, dann entsteht innerlich schnell wieder der Druck, für Ruhe sorgen zu müssen.

Lautstark im Supermarkt
Ein anderes Beispiel: Ein Kind klemmt sich bei den Einkaufswagen im Lebensmittelgeschäft die Finger ein. Das schmerzt und es beginnt lauthals zu weinen. Auch dort konnte ich Eltern beobachten, die sich zwar zunächst um den eingeklemmten Finger kümmerten, doch kurz darauf folgte schon „Schhhh! Nicht so laut! Die Leute schauen ja schon!“

Auch an den öffentlichen Spielplätzen lässt sich beobachten, dass Eltern manchmal mehr Energie damit verschwenden, Kindern die in ihren Augen sozial verträgliche Lautstärke beizubringen, als einfach begeistert ihr Spiel zu beobachten.

Da stellt sich doch die Frage: Wo dürfen Kinder denn noch Kind-Sein? Wo dürfen Kinder sich noch so ausleben, wie es für sie passt?

Natürlich gibt es Orte, wo Stille geboten ist. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass die Umgebung nicht beeinträchtig ist. Aber dennoch müssen wir Kindern auch erlauben, sich auszutoben.

Tür zu, Musik an!
Denn sind wir uns ehrlich?! Brauchen nicht auch wir Erwachsene immer wieder einen Ort, wo wir ungehemmt sein können? Wo wir tanzen, lachen, weinen, singen können, so laut und intensiv wie es gerade notwendig ist? Manche von uns gehen abends in die Disco und tanzen und singen. Andere drehen während des Kochens die Musik laut auf und singen – manchmal eher schief – die Lieblingslieder mit.

Wir müssen unseren Kindern diesen Raum ebenfalls geben. Lasst uns doch einfach hin und wieder mit ihnen gemeinsam johlend ins Plantschbecken hüpfen!

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