Die verlorene Normalität des Essens

In meinem letzten Beitrag habe ich mich mit dem Thema „Essen“ beschäftigt und dabei einen speziellen Aspekt beleuchtet. Ich merke jedoch, dass mich dieses Thema noch in einer anderen Hinsicht nicht wirklich loslässt, die ich heute mit euch kurz andenken möchte.

Welchen Weg wählst du?
Hinsichtlich Essverhalten gibt es viele verschiedene Philosophien. Da gibt es jene, die Nahrungsmittel mit Punkten versehen und dann nur eine gewisse Menge davon essen dürfen. Es gibt jene, die nur zu bestimmten Tageszeiten essen. Natürlich gibt es auch Bewegungen, die ganz bestimmte Nahrungsmittel völlig aus ihrem Plan streichen. Die Vielfalt ist riesig. Doch eine Richtung fehlt mir: Die Normalität und Ungezwungenheit.

Wie normal isst du?
Immer wieder stelle ich mir die Frage, wann „Essen“ den Kreislauf des Normalen verlassen hat. Eigentlich wird es von unserer Gesellschaft häufig als etwas Negatives, etwas Bedrohliches beschrieben, das uns und unserer Gesundheit ausschließlich schadet.
Natürlich wollen auch wir unseren Kindern gesundes Essen nahebringen, sie lehren, welche Lebensmittel für unseren Körper gut sind und welche nicht. Doch wollen wir ihnen auch die Vielfalt zeigen und sie darin bestärken, Dinge auszuprobieren und zu genießen. Kurz gesagt: Sich ausgewogen zu ernähren.
Diese eigentlich große Aufgabe im Bereich der Erziehung wird häufig unterschätzt und wenig wertgeschätzt. Denn es grenzt aus meiner Sicht beinahe an eine künstlerische Fähigkeit, Kindern jeden Tag – dann ja auch drei Mal am Tag – ein Essen auf den Tisch zu stellen, das schmeckt, gesund ist und Freude bereitet.

Welche Zutat steht zur Wahl?
Hin und wieder verfolge ich ganz gerne Kochsendungen und bin dann überrascht darüber, welche Art des Essens da gezeigt wird. Da werden Soßen mit ordentlich Butter oder Sahne „verfeinert“. Jedes Gebäck, jeder Kuchen wird, wenn nur irgendwie möglich, mit Schlagrahm gemacht. Die Köche und Patissiers preisen sich mit ihren Rezepten. Demgegenüber sage ich mir, dass ich es nicht verantworten könnte, meiner Familie und auch mir jeden Tag ein solches Essen auf den Tisch zu stellen. Denn bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass es eigentlich genau das Gegenteil von gesundem Essen ist.

Welcher Zugang ist richtig?
Natürlich ist auch für mich wichtig, dass Kinder sich gesund ernähren. Aber sind wir doch ehrlich: In dem Luxus, den wir an Vielfalt haben, ist das nicht so schwierig. Und wir können Kinder auch hier bei ihrer Neugierde und zunächst Unvoreingenommenheit packen und gemeinsam mit ihnen neue Zutaten und Kreationen entdecken – dadurch, dass sie die Erwachsenen in der Küche und beim Einkaufen beobachten oder noch besser, einfach auch mitmachen.

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