Hin und wieder einfach ein DANKE!

Als Eltern versuchen wir stets für unsere Kinder das Beste zu geben. Wir überlegen uns eine abwechslungsreiche Jause für den Kindergarten und die Schule. Wir versuchen, ihnen durch Ausflüge neue Dinge zu zeigen und erlebnisreiche Tage zu gestalten. Wir kochen ihnen ein feines Mittagessen, wenn sie nach Hause kommen, auch wenn wir selber gerade aus dem Büro gekommen sind. Wir kaufen ihnen Dinge, die sie sich wünschen. Beispiele gibt es mehr als genug. Immer ist das Ziel, dass es unseren Kindern gut geht. Dass sie Freude erleben. Der Fokus sind sie!

Perspektivenwechsel
Doch was ist mit uns?
Ihr kennt das sicher: Ihr habt euch einen tollen Ausflug oder auch ein tolles Essen überlegt und von den Kindern kommt keine Reaktion? Es wird entweder als selbstverständlich hingenommen oder gar noch gejammert, weil irgendetwas gerade nicht in die Welt des Kindes passt. Egal welches Alter sie haben, es kränkt und verletzt. Natürlich wissen wir, dass wir nicht immer Jubel erwarten dürfen und doch steckt der Wunsch danach in uns. Und es gelingt uns nicht immer darüber hinwegzusehen.

Kränkungen aussprechen
Kinder müssen von uns lernen, was in Beziehungen wichtig ist. So sind wir auch in dieser Hinsicht ein Lernfeld für sie. Ich finde es daher durchaus richtig, ihnen unsere Kränkung manchmal auch vor Augen zu führen. Denn sie wollen uns ja nicht wirklich kränken. Für sie scheint es selbstverständlich zu sein, dass wir uns kümmern. Nicht, weil sie herzlos sind, sondern weil sie es so kennen und weil es die Aufgabe von Eltern ist.

Das mag stimmen. Das ist aber dennoch kein Hindernis, das Wort ab und zu auszusprechen. Ich habe meinen Kindern darum immer wieder auch gesagt, dass es mich freuen würde, wenn sie hin und wieder ein wenig Wertschätzung mir und meinem Tun gegenüber zeigen würden. Oft stößt mein Anliegen dann auch tatsächlich auf offene Ohren und die nächsten paar Tage bekomme ich dann ein Danke zu hören oder einen Kuss oder einfach auch eine Umarmung.

Gut, es gerät auch wieder in Vergessenheit. Aber das macht nichts. Denn der Samen ist gesät und je öfter ich ihn gieße und umgekehrt es den Kindern auch vorlebe, umso besser kann er wachsen.

Die Wirkung eines Dankes
… die ist riesengroß. Es braucht gar nicht immer einen langen Satz oder eine lange Umschreibung – sondern einfach dieses Wort, das von Herzen kommt.

Da ja auch ich einmal in der Kinderrolle war und mich in meiner Welt damals sicherlich auch primär um mich selber gedreht habe, ohne dieses Wort wahrscheinlich ausreichend oft meinen Eltern gegenüber ausgesprochen zu haben, möchte ich das zumindest an dieser Stelle nachholen: Danke für all die vielen Dinge, die ihr mir als Kind und auch später ermöglicht habt!

Eines wissen alle Eltern auf der Welt: … wie die Kinder anderer Leute erzogen werden sollten

Als ich vor Kurzem diesen Satz der bekannten Schweizer Psychologin Alice Miller gelesen habe, musste ich lachen und bestätigend den Kopf nicken.

Alle Eltern kennen folgende Situation: Das Baby weint im Kinderwagen und dir selber völlig fremde Menschen kommen vorbei, schauen dich vorwurfsvoll an und geben dir Ratschläge wie „Vielleicht hat es Hunger.“ Ohne zu wissen, dass es vor fünf Minuten sein Fläschchen bekommen hat. Oder wenn ein Kind im Geschäft trotzig wird und schreit und alle um dich herum nur den Kopf schütteln und miteinander flüstern.

Neigung zu Vorverurteilungen
Wir Menschen neigen dazu, uns über alles und jeden sofort eine Meinung zu bilden. Und vergessen dabei, dass wir hinter das Geschehen blicken müssen. Nur weil wir zu einer Situation dazustoßen, wissen wir nicht, was davor passiert ist.

Folgende Szene: Eine Mutter sitzt am Spielplatz auf der Bank und telefoniert. Ihr Kind sitzt allein im Sandkasten und versucht Kontakt zu ihr aufzunehmen. Sie reagiert jedoch nicht. Kommt in uns nicht gleich der Gedanke auf: Das arme Kind! Wie kann die Mutter nur so herzlos sein? Wir haben aber nicht gesehen, dass die Mutter davor schon eine Stunde mit dem Kind im Sand gesessen ist und sie jetzt einen Anruf angenommen hat, auf den sie den ganzen Tag schon gewartet hat. Wir meinen einfach zu wissen, dass sie sich nicht um das Kind kümmert.

Selbstreflexion
Wir reagieren brüskiert, wenn andere Menschen ungefragt meinen, es besser zu wissen. Aber spüren wir nicht alle diesen Impuls manchmal in uns?! Hier heißt es, sich selber zu reflektieren. Kurz innezuhalten und sich zu fragen: Habe ich wirklich alle Informationen, um einer Beurteilung der Situation gerecht zu werden? Ich denke, wir sollten uns auf uns selber konzentrieren. Gleichzeitig aber zur Verfügung stehen, wenn jemand uns um einen Rat fragt.

Wir alle machen unsere Erfahrungen im Leben – theoretisch und praktisch. Und dennoch müssen wir vorsichtig sein und sensibel bleiben. Denn ohne ausreichende Informationen können und dürfen wir anderen Menschen keine Ratschläge geben. Und ungefragt bleiben sie sowieso ungehört…

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