Rolle wechsel dich!

Kennt ihr die Zirkusnummer, bei der eine Frau in kürzester Zeit ganz viele verschiedene Outfits wechselt? Geht es uns als Eltern nicht ähnlich?

Switchen zwischen den Rollen
Dabei trifft es Väter und Mütter in gleicher Weise. Wir wechseln über den Tag häufig unsere Rollen. Es geht vom Elternsein oft nahtlos über in die Aufgabe im Job. Dann wieder Wechsel in die Rolle als Mutter/Vater. Vielleicht noch kurz zwischendurch Putzfrau, Köchin, Kosmetikerin oder Lehrerin. An manchen Tagen wollen wir dann für unser Gegenüber noch Freund/in sein und für unseren Partner noch Frau/Mann. Und ganz zum Schluss, wenn wir noch nicht genug haben, möchten wir auch noch in die Rolle der eigenen Person schlüpfen.

Konkurrenz
Habt ihr nicht auch manchmal den Eindruck, dass die einzelnen Rollen, die ihr verkörpert, in Konkurrenz zueinander stehen? Auf der einen Seite: Als was bin ich besser? Bin ich die bessere Mutter oder die bessere Psychologin? Aber auf der anderen Seite auch in der Richtung: War ich heute eine „schlechte“ Hausfrau, weil ich mir die Freiheit genommen habe, einfach Zeit für mich zu verbringen?
Es gibt noch weiteren Druck: Wir stehen in Konkurrenz mit anderen. Es gibt diese nicht wirklich motivierenden Berichte über Mütter und Väter, die alle diese vielfältigen Aufgaben problemlos schaffen. Beispielsweise sogenannte Promi-Mütter, die zwar in der Weltgeschichte herumreisen und Karriere machen, aber gleichzeitig ihre Kinder ohne Nanny aufziehen 😉

Dadurch entsteht ein enormer Leistungsdruck: Wir möchten die beste Mutter sein, die ihren Kindern alles gibt und zu jedem Zeitpunkt ihre volle Aufmerksamkeit auf sie richtet. Wir möchten die perfekte Hausfrau sein, bei der nichts herumliegt und man buchstäblich vom „Fußboden essen kann“. Im Job wollen wir alles tun, dass unser Arbeitgeber, aber auch unsere Kunden/Klienten zufrieden sind. Als Ehefrau möchten wir natürlich auch adäquate Partnerin für unseren Ehemann sein, der am Abend nach der Arbeit ebenfalls seinen Platz bekommt. Vielleicht wollen wir dann auch noch einen Moment für uns selber haben, in dem wir für uns selber etwas tun möchten.

 Wenn ich die Tage beobachte, an denen ich wirklich mehrere Rollen nacheinander verkörpere und  die Übergänge dabei noch fließend sind, dann wird mir deutlich vor Augen geführt, dass ich nicht in allem perfekt sein kann. Ich kann nur mein Bestes für diesen Tag tun. An einem Tag gelingt mir das vielleicht besser als an einem anderen. Vielleicht ist es aber auch so, dass ich an dem einen Tag die eine Rolle lieber mag als die andere. Grundsätzlich habe ich mich für alle Aufgaben freiwillig und bewusst entschieden. Doch muss ich sie dennoch nicht immer mögen und es kann dennoch sein, dass sie mich manchmal an meine Grenzen führen.

Gesucht: Management-Persönlichkeit für ein Familien-Unternehmen

Wenn Frauen schwanger werden und ein Kind bekommen, heißt es, sie „verlassen den Arbeitsmarkt“. Auch heute ist es noch so, dass Erziehung und berufliche Tätigkeit nicht gleichgesetzt werden. Viel zu oft muss man sich für die Rolle als Mutter gegenüber klassisch Erwerbstätigen rechtfertigen. Ist Erziehung etwa kein Beruf?

Ich meine, wir sollten als Eltern aufhören uns zu rechtfertigen oder Understatement zu betreiben – und ich sage euch auch, wieso:

Das Familien-Unternehmen
Eine Familie ähnelt in vielerlei Hinsicht einer Firma. Es gibt mehrere Mitglieder, die zusammenarbeiten müssen, um ihr Unternehmensziel zu erreichen. Die Abläufe müssen genau koordiniert werden. Budget und Rahmenbedingungen sind klar definiert und die Prozesse so gestaltet, dass mit möglichst wenig Aufwand das Maximum erreicht werden kann.

Ein Job ohne Stechuhr
Und wenn dieser einfache Vergleich schon recht nahe liegt, ist dann Erziehung nicht die Ausübung eines Berufs? Erziehung ist die Arbeit mit Menschen, verbunden mit hoher Verantwortung. Sie erfordert Einsatz und Engagement. Zudem ist Erziehung ein 24-Stunden-Job, es gibt de facto kein Abschalten. Als Mutter und Vater beschäftigen wir uns ständig mit Fragen, wie wir unsere Kinder gut begleiten können, was sie brauchen, um sich gut entwickeln zu können. Wir versuchen uns fortzubilden, indem wir Bücher lesen und Vorträge besuchen. Wir versuchen unser Verhalten anzupassen, wenn wir nicht das gewünschte Ergebnis erzielen – ist das nicht auch Strategieentwicklung auf hohem Niveau?

Die langsame Übernahme von Verantwortung
Wenn du eine neue Stelle antrittst, gibt es das klassische Vorgehen. Du wirst durch die neue Firma geführt. Sie erklären dir die Abläufe. Du lernst deine Kolleginnen und Kollegen kennen und kannst dich langsam einarbeiten. Niemand erwartet von dir, dass du gleich am ersten Tag weißt, wie alles funktioniert.

Aaaaaaber….
Ab dem ersten Augenblick mit deinem Baby auf dem Arm wird von dir erwartet, dass du genau weißt, wie alles funktioniert. Unsicherheiten scheinen keinen Platz zu haben. Zeit sich kennenzulernen muss man sich selber erlauben. Das gewachsene Unternehmen braucht dich von der ersten Sekunde mit voller Aufmerksamkeit. Dies darf nicht unterschätzt werden.

Also lasst uns als Eltern am Ende eines strengen Arbeitstages die Füße hochlegen und bei einem Glas Wein stolz und zufrieden auf das geleistete Tagespensum zurückblicken – vorausgesetzt, dein Unternehmen braucht dich gerade nicht!

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