Der stets begleitende innere Konflikt

Seit unsere Tochter zwei Jahre alt ist, bin ich wieder aus der Karenz zurück in der „anderen“ Arbeitswelt.

Der zögerliche Weg „hinaus“
Insgesamt war ich 4 Jahre zu Hause, habe also die gesamte Karenz ausgeschöpft. Zwar zwischendurch mit kleineren beruflichen Aufgaben, aber im Großen und Ganzen Vollzeitmutter und Hausfrau. Da ich meinen Beruf sehr gerne mag, habe ich aber auch gemerkt, dass ich wieder arbeiten gehen möchte. Natürlich in einem Ausmaß, dass es sich lohnt, arbeiten zu gehen, aber gleichzeitig auch so, dass die Kinder nicht zu sehr außerhäuslich betreut werden.
Gemeinsam mit meinem Mann haben wir dann einen Plan erstellt, wie wir das handhaben können. Wir wollten möglichst gut organisiert sein und verschiedene Eventualitäten gleich mitdenken, sodass die Kinder auch nicht zu sehr auf ihre Eltern verzichten müssen. Außerdem war uns wichtig, dass wir nicht dauernd nur gestresst sind.
Wir haben das alles in der Theorie gut durchgeplant und nach einem Jahr der praktischen Umsetzung muss ich sagen: Es läuft ganz gut…

… Und doch…
Und doch sind sowohl mein Mann als auch ich nicht vor einem manchmal auftretenden schlechten Gewissen gefeit: zum Beispiel dann, wenn wir die Kinder am Wochenende mit Husten gepflegt haben und dann am Montag entscheiden müssen, sie zwar mit guter Laune, aber doch noch ab und zu hustend in die Spielgruppe oder in den Kindergarten zu schicken. Oder, wenn wir die beiden am Morgen aufgrund unerwarteter Zusatztermine etwas antreiben müssen.

Das Gewissen…
Mein „liebstes“ „schlechtes Gewissen-Beispiel“ ist folgendes, euch allen wahrscheinlich bekanntes, Erlebnis:
Ich bringe meine Tochter am Morgen in die Spielgruppe. Wir versuchen alle früh genug aufzustehen, damit wir keinen Stress bekommen und die Atmosphäre am Morgen noch eher gemütlich ist. Dann stehen wir zwei nun in der Spielgruppe, wir plaudern und ich ziehe sie um. Doch, sobald wir an der Schwelle zum Spielraum stehen, beginnt sie zu weinen. Da die Zeit aber drängt, weil wir uns davor schon Zeit gelassen haben und ihre Lieblingsbetreuerin mit offenen Armen bereitsteht, gebe ich sie eben doch mit diesem beklemmenden Gefühl im Herzen ab. Dann weiterflitzen, den Sohn noch in den Kindergarten bringen und ab zu meinen Klienten. Den ganzen Vormittag will mich aber dieses Gefühl nicht loslassen und ich sehe zu, dass ich möglichst überpünktlich wieder in der Spielgruppe erscheine, da ich ja davon ausgehe, dass meine Tochter sehnsüchtig auf mich wartet. Und was passiert?! Sie beachtet mich gar nicht, als ich auftauche. Zudem höre ich, dass sie am Morgen, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen habe, aufgehört hat zu weinen, sich zu den anderen Kindern gesetzt und fröhlich gespielt hat.

Bekannt und doch schwer
Ihr alle, die ihr arbeitende Eltern seid, kennt solche Szenen, kennt das schlechte Gewissen, das einen in den Zeiten im Büro manchmal begleitet. Wir tendieren dann dazu, nicht nur die vielen Stunden zu übersehen, die wir nach der Arbeit, dem Kindergarten und der Spielgruppe mit unseren Kindern verbringen – sondern auch, dass Kindern der Abschied von ihren Eltern nun einmal manchmal schwerfällt, sie sich aber trotzdem in der Unterbringung wohl fühlen. Schließlich suchen die Eltern diese ja davor mit viel Sensibilität und Blick auf das Kind aus. Außerdem wollen wir auch irgendwie nicht das Gefühl bekommen, unsere Kinder wären froh, uns los zu sein, oder?!

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