Wenn zwei sich streiten

Wir haben hier auf dem Blog ja auch bereits verschiedene Aspekte zum Thema „Streit“ diskutiert wie zum Beispiel in „Was tun, wenn der Streit zu eskalieren droht?“ oder „Wenn nur eine Sache interessant ist…“. Letzthin habe ich während einer Autofahrt eine Diskussion darüber gehört, ob Eltern sich bei Geschwisterstreitigkeiten einmischen sollen oder nicht.

Alle Eltern kennen das: die Kinder spielen friedlich gemeinsam und innerhalb von Sekunden kippt die Stimmung und ein Streit entsteht. Sind wir als Eltern in der Nähe, entsteht oft ein innerer Impuls, zu den beiden Streithähnen hinzueilen und sich einzumischen.

Eingriff bei Schlagen, Beißen, Spucken
Bevor wir das tun, sollten wirr aber kurz innehalten und uns fragen, ob es wirklich günstig ist, in die Situation einzugreifen: Natürlich werden wir sofort reagieren, wenn es zu körperlichen Übergriffen kommt wie Schlagen, Beißen, Zwicken, Spucken oder ähnliches. Ist dies nicht der Fall, sollten wir uns überlegen, ob wir wirklich den Inhalt des Streites kennen. Oft ist es ja so, dass wir den Auslöser eigentlich gar nicht richtig mitbekommen haben und damit auch nicht wissen, wer eigentlich Recht und wer Unrecht hat. Werden dann die Kinder gefragt, erhält man ziemlich sicher zwei verschiedene Antworten 😉
Manchmal ist es auch so, dass wir automatisch davon ausgehen, dass das ältere Kind dem jüngeren etwas zuleide getan hat. Da setzt sich im ersten Impuls der Beschützerinstinkt durch.

Zurück zur Radiodiskussion
Ich denke, diese Frage kann somit mit „nein“ beantwortet werden. Eltern sollten sich nicht automatisch in Streitereien zwischen Kindern einmischen. Denn wie sollen Kinder lernen,  Diskussionen und Streitigkeiten konstruktiv auszutragen, wenn sofort ein Erwachsener sich einmischt und den Schiedsrichter spielt.

Eigene Erfahrung 😉
Nun sind wir aber hier auf diesem Blog ja ehrlich miteinander und gestehen uns die auch immer wieder erlebte Differenz zwischen Theorie und Praxis ein. Denn es ist nicht immer einfach, den Streitereien zwischen den Kindern teilnahmslos zuzuhören, sei es auf Grund der Lautstärke, der Wortwahl oder weil wir einfach die Angst haben, dass es doch eskalieren könnte.
Natürlich „passiert“ es auch mir ab und zu, dass ich mich einmische, das aber auch gleich bereue. Die absolut beste Reaktion, die ich bei meinen Kindern dann beobachte, ist nämlich, dass sie mich anschauen, dann sich gegenseitig anschauen und in diesem Blick nonverbal beschließen, dass die Auseinandersetzung zwischen ihnen abrupt endet und ich nun ihr gemeinsamer Gegner bin. Der Streit ist aus dem Gedächtnis gelöscht. Sie nehmen sich solidarisch an der Hand und verlassen das „feindliche“ Umfeld 😉

Autor: Veronika von erziehungsgedanken.com

Mutter und Psychologin, die Theorie und Praxis miteinander verbindet. Was dabei entsteht? Entdeckt es selbst, bei erziehungsgedanken.com

2 Kommentare zu „Wenn zwei sich streiten“

  1. Ich (und das ist nur meine persönliche Meinung, mit keinem Anspruch auf Allgemeingütligkeit) glaube, wir sollten als Eltern keinesfalls daneben stehen und zusehen, wie die Kinder den Streit unter sich austragen und dabei ist es für meine Begriffe auch irrelevant, worum es denn eigentlich ging. Kinder sind noch gar nicht in der Lage, die Reichweite ihres Denkens und Handelns oder auch Redens zu erfassen und wir sollten sie darin unterstützen es zu lernen. Kinder haben uns gegenüber jedoch einen Vorteil. Sie sehen die Welt noch so, wie sie eben ist und machen sich nicht so viele Gedanken darüber, wie wir es tun. Deshalb ist ein Streit unter Geschwistern häufig nicht so dramatisch, wie es für uns auf den ersten Blick den Anschein hat und sie sind auch in der Lage, Geschehenes innerhalb von Minuten hinter sich zu lassen und dem Leben dennoch offen und fröhlich zu begegnen. Sicherlich gibt es auch in der Erwachsenenwelt jede Menge Streit und die meisten Kinder erleben das schon in ihrem eigenen Elternhaus. Deshalb können wir sie begleiten und ihnen zeigen, wie man gesund „streitet“ oder ihnen erklären, dass jeder seine eigenen Sichtweisen hat und sie dazu anleiten zu lernen, diese, sowie auch die eigenen zu respektieren. Wir können ihnen beibringen Grenzen zu setzen und dennoch immer den Mut zu haben zu sagen, was sie denken, auch wenn das im Nachhinein nicht immer richtig ist. Wir können sie lehren, die andere Seite zu sehen und Mitgefühl für ihr Gegenüber zu entwickeln, was in vielen Situationen ihres späteren Lebens schon deeskalierend hilfreich wirken kann. Lassen wir sie das unter sich austragen, werden sie sicher auch ihre eigenen Erfahrungen machen, jedoch ohne unsere erwachsene Perspektive oder die Möglichkeit eine andere Sichtweise in Betracht zu ziehen, denn dazu ist ein Kind noch gar nicht in der Lage. Es geht keinesfalls darum dem einen oder dem anderen recht zugeben, sondern viel mehr um das zuhören beider Parteien und das Aufzeigen, wie man vielleicht noch damit umgehen könnte und welche Erkenntnisse man über sich selbst und den anderen aus dem entstandenen Streit mitnehmen könnte. Lassen wir sie den Streit allein austragen, wird ihnen das nicht so leicht gelingen.

    Liebe Grüße Nicole

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    1. Liebe Nicole,

      vielen Dank für deinen Kommentar und deine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

      Ich denke, das wichtigste, das wir als Eltern unseren Kindern mitgeben sollten, sind Werte. In Hinblick auf unser Thema heißt das, dass wir ihnen beibringen sollten, wie Diskussionen und Konflikte ausgetragen werden sollten, also auch, seine eigene Meinung zu vertreten und dennoch dem anderen mit Respekt zu begegnen. Die Frage ist jedoch, ob wir auch in eine konkrete Konfliktsituation zwischen Kindern eingreifen sollten oder ihnen die Möglichkeit geben, diese selber zu lösen. Im Nachhinein kann dann mit ihnen die Art und Weise nachbesprochen werden.

      Liebe Grüße

      Veronika

      Gefällt 1 Person

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