Die Angst muss erlaubt sein

Dürfen Kinder Ängste haben oder müssen sie sich diesen schnellmöglich stellen und sie überwinden? Manche von euch nicken vielleicht gleich und sagen sich, natürlich haben sie Ängste und nein, sie sollen sich Zeit nehmen. Das Leben hat seine unheimlichen Seiten, die Angst machen und das ist erlaubt. Andere von euch wiederum vertreten vielleicht die Ansicht, … Weiterlesen „Die Angst muss erlaubt sein“

Dürfen Kinder Ängste haben oder müssen sie sich diesen schnellmöglich stellen und sie überwinden?

Manche von euch nicken vielleicht gleich und sagen sich, natürlich haben sie Ängste und nein, sie sollen sich Zeit nehmen. Das Leben hat seine unheimlichen Seiten, die Angst machen und das ist erlaubt. Andere von euch wiederum vertreten vielleicht die Ansicht, dass Kinder sich ihren Ängsten stellen sollen, dass sie nicht davonlaufen sollen, weil sie sonst zu „Angsthasen“ werden.

Noch immer unheimlich…
Vor einem Jahr, an gleicher Stelle, hatte ich das Thema schon einmal in Hinblick auf den Fasching/Karneval – und ich muss ehrlich sagen, es lässt mich auch heuer wieder nicht los. Am vergangenen Wochenende war wieder der erste große Umzug im Lande. Direkt neben uns konnte ich dabei eine Familie mit zwei Kindern beobachten. Diese Beobachtung und meine Gedanken dazu möchte ich gerne mit euch teilen.

Eines der beiden Kinder – zwei Jungs – stand am Straßenrand und sammelte eifrig Süßigkeiten. Der andere Bub wurde von seinem Vater auf dem Arm getragen. Beide waren in etwa im Kindergartenalter.

Wer erlaubt den Rückzug?
Und wie es – leider immer noch – so ist bei den Umzügen, gibt es nicht nur die fröhlichen, lustigen Gestalten, sondern auch die gruseligen, die mit Absicht Leute erschrecken. Sie tragen Masken, sodass man nicht erkennen kann, wer darunter verborgen ist. Für kleine Kinder ist zunächst nicht einmal begreifbar, dass es sich hier um Menschen handelt.

Nun konnte ich beobachten, dass sich eine Gruppe solcher Gestalten dieser Familie nähert und das fand ich dann sehr interessant: Der Junge, der selber entscheiden konnte, ob er stehen bleibt oder sich ein wenig zurückzieht, wählte den Rückzug. Man konnte ihm ansehen, dass diese Figuren ihm unheimlich sind und er nicht so nahe an ihnen dran sein möchte. Der andere, der auf dem Arm des Vaters war, hatte keine Chance. Er drehte sich zwar weg und versuchte „abzutauchen“, aber sein Vater blieb stehen.
Und wie es so ist, stürmte dann tatsächlich eine dieser Schreckgestalten auf das Kind zu. (Ist mir übrigens unverständlich, wie sich hier ein erwachsener Mensch ein Kleinkind zum Erschrecken aussuchen kann. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Auf jeden Fall bewegte sich der Vater nicht von der Stelle, weil er entweder die Furcht bei seinem Kind nicht wahrgenommen hatte, oder wollte, dass es sich der Angst stellt. Das Kind hatte keine Chance, die Situation zu verlassen und begann zu weinen. Nun muss ich gerechterweise dem Verkleideten noch ein Lob aussprechen. Denn sobald er das bemerkt hatte, hob er seine Maske und zeigte dem Kind, dass er „nur“ ein Mensch ist. Auch der Vater wirkte auf mich leicht entsetzt, welche Ängste die Situation beim Kind doch noch ausgelöst hat.

Angst auch als Schutz
Nicht nur, dass mich in solchen Situationen erschüttert, dass man so mit den Ängsten der Kinder spielen muss. Kinder leben ihre Emotionen echt und ehrlich aus. Und Angst ist eine wichtige Emotion, die uns auch beschützt und Gefahren erkennen lässt. Ich denke, es ist wichtig, dass Kinder dieses Gefühl spüren dürfen und vor allem auch haben dürfen. Die Sorge, dass ihre Kinder „Angsthasen“ werden, ist eher in den Erwachsenen begründet und müsste oft von ihnen genauer unter die Lupe genommen werden.

Ihr merkt, es ist für mich ein wichtiges Thema. Ich tausche mich auch immer wieder mit meinen Blogger-Kolleginnen darüber aus. Unter anderem habe ich mit der Buchautorin Sandra Schindler zum diesem Thema einen regen Austausch geführt und sie hat sich netterweise bereiterklärt, einen Gastbeitrag zu schreiben. Diesen werde ich in ein paar Tagen auf meinem Blog veröffentlichen.

Autor: Veronika von erziehungsgedanken.com

Mutter und Psychologin, die Theorie und Praxis miteinander verbindet. Was dabei entsteht? Entdeckt es selbst, bei erziehungsgedanken.com

2 Kommentare zu „Die Angst muss erlaubt sein“

  1. Wie immer ein wunderbarer Beitrag und gern gelesen! Zumal ich zustimme. Gerade eben erst haben meine Eltern und ich ein solches Gespräch bezüglich von Ängsten geführt 🙂 Was im Übrigen mit dem selben Ergebnis abgeschlossen hat, welches du hier als Fazit hattest. Also “ alles richtig gedacht“ ^^ was wiederum ein gutes Gefühl für mich ist. Mein Sohn darf Angst haben und so ich kann, werde ich einfach nur ein Unterstützer sein. Sei es nun zum Überwinden, sofern er es versuchen will oder für den galanten Rückzug 🙂

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