Was ein Hollywood-Blockbuster mit Kindererziehung zu tun hat.
Ein Gastbeitrag von Christof Burtscher
Meine Frau ist Psychologin, Erziehungsexpertin und betreibt einen Blog zum Thema. Mit unseren zwei kleinen Kindern lernen wir quasi am lebenden Objekt und da ist es ganz normal, dass die wichtigsten Strategien unserer gemeinsamen Erziehungsidee zu Hause ausgiebig diskutiert werden. Das Thema ist also allgegenwärtig – ob erwünscht oder weniger. So passiert auch beim letzten Filmabend, als mir schlagartig bewusst wurde, dass viele unserer „Erziehungsgedanken“ auch in Filmen, die vordergründig nichts mit Erziehung und Kindern zu tun haben, präsent sind. Daher habe ich einmal etwas recherchiert und dabei gemerkt, dass wir gerade in den alten Hollywood-Klassikern viele interessante Gedanken zum Thema bekommen. Meine Top 5 will ich euch nicht vorenthalten:
Erziehungsfilm Nr 1: Der Pate
„Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.“ Ihr kennt sicher alle die Situation, als der Marlon Brando diese berühmt gewordene Aussage tätigt. Ihm war höchstwahrscheinlich 😉 gar nicht bewusst, dass er damit einen wichtigen Erziehungsgedanken ausspricht. Dabei geht es um Kompromisse und Alternativen. Gerade die Alternative ist dann sehr wichtig, wenn sich ein Kind beispielsweise auf etwas versteift hat, das es unbedingt haben muss. Mir fällt als Beispiel das Smarties-Joghurt im Supermarkt ein. Wenn ich hier anbiete, dass wir zu Hause ein eigenes Joghurt zusammenstellen, dann klappt das bestimmt. So schaffe ich eine gesündere Alternative und gemeinsam mit dem Erlebnis des Selbermachens und der damit dem Kind gewidmeten Zeit schaffe ich eben „ein Angebot, das es nicht ablehnen kann“.
Erziehungsfilm Nr. 2: Casablanca
Wir wissen alle, dass die Wertschätzung deines Kindes damit beginnt, dass du dich auf dieselbe Ebene begibst. Das bedeutet, dass du auf Augenhöhe mit ihm kommunizierst – und das durchaus in seiner wörtlichen Bedeutung. Geh einmal in die Knie, wenn du mit ihm sprichst und du wirst schnell feststellen, dass die Kommunikation eine ganz andere ist. Diesen wichtigen Tipp hatte bereits Humphrey Bogart auf seinen Lippen, als er am Ende von Casablanca mit dem Brustton der Überzeugung spricht: „Ich seh dir in die Augen, Kleines.“ Hat funktioniert!
Erziehungsfilm Nr. 3: Dirty Dancing
Mit dem 30-Jahr Jubiläum ist dieser Film derzeit in aller Munde. Gott sei Dank, denn Patrick Swayze sagt in einer Schlüsselszene etwas wirklich Kluges: „Mein Baby gehört zu mir!“ Und damit hat er vollkommen Recht! Denn eine Maßnahme mit der meine Frau und ich wirklich sehr gute Erfahrungen gemacht haben, ist jene, dass wir gerade kurz nach der Geburt gut darauf geachtet haben, wann wir unser Kind jemand anderem übergeben haben. Ihr kennt das sicher auch – das Baby ist da, niedlich und süß und jeder will es halten. Und ja, das Bedürfnis haben wir auch! Umgekehrt ist auch der mütterliche und väterliche Stolz nicht gerade dazu förderlich, in solchen Momenten auf das Bedürfnis des Kindes zu achten. „Klar kannst du es halten, nimm es ruhig!“ Wir haben gut darauf geschaut, dass wir unser Baby nur dann weitergegeben haben, wenn es sich wohlgefühlt hat – und das macht ein Baby unmissverständlich klar.
Erziehungsfilm Nr. 4: Highlander
Bevor ich jetzt meinen Ruf als Liebesfilmjunkie weg habe, streue ich noch galant einen Brutalo-Klassiker ein! An welchen Satz denkt man wohl, wenn man „Highlander“ hört? Jawohl! „Es kann nur einen geben!“ Kennt ihr das auch, wenn ihr euren Kindern sagt, dass ihr jetzt genau dieses eine Spielzeug habt und dass sie es doch bitte gerecht teilen sollen? Das funktioniert im besten Fall für ein paar Minuten, bevor eines der beiden Kinder das Teil stärker für sich beansprucht und schon geht die Auseinandersetzung los. Es kann also nur einen geben, der mit einem Spielzeug zugange ist – oder, vielleicht ist das die Lösung: Es muss zwei geben. Oder: eine Alternative… und schon sind wir wieder beim Paten: „Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann!“
Erziehungsfilm Nr. 5: Titanic
Ja, das ist im Großen und Ganzen auch wieder eine Liebesgeschichte – darf aber in dieser Sammlung wohl nicht fehlen. Wenn es um die Erziehung geht, kann vor allem ein Satz zum Nachdenken anregen: Ihr habt doch sicher die Szene in Erinnerung, als Leo mit Kate am Schiffsbug steht und laut schreit: „Ich bin der König der Welt!“
Hier sehe ich die Gefahr, dass wir unsere Kinder mehr und mehr in Watte packen und versuchen, jedmögliches Risiko von ihnen fern zu halten. Dazu gehört auch das „Zutodeloben“. Egal, was manche Kinder machen, sie werden von ihren Eltern ausschließlich gelobt. Auch wenn Dinge erkennbar falsch laufen und weit unter dem Leistungsvermögen der Kinder sind. Wie bitte sollen die Kinder daraus lernen? Natürlich loben und motivieren wir, aber wir müssen auch ansprechen, wenn Dinge nicht so gut laufen. Wenn wir kleine Könige erziehen, die glauben, alles zu können und zu wissen, werden sie eines Tages voll auf die Nase fallen – spätestens wenn sie auf jemanden treffen, der ihnen direkt sagt, was falsch läuft.