Nackte Tatsachen

Endlich wird das Wetter wieder wärmer. Die Sonne scheint und die Kleidung wird wieder leichter. In dieser Zeit komm ich nicht umhin, mich einem Thema zu widmen, das uns zwar nicht nur bei Schönwetter begegnet, aber in dieser Zeit natürlich noch einmal vermehrt zu beobachten ist – Nacktbilder von Babys und kleinen Kindern.

Tatsächlich Normalität?!
Ist euch schon aufgefallen, wie häufig in Wohnungen, in Häusern, in denen Kinder aufwachsen, Nacktfotos von ihnen herumhängen. Wir finden sie im Eingangsbereich, im Stiegenhaus, im Wohnzimmer, auf Kalendern, die dann auch noch verschenkt werden. Es sind dabei Kinder nackt zu sehen in normalen Alltagssituationen wie auf dem Töpfchen oder Klo, oder auch speziell für das Foto in Szene gesetzt. Habt ihr aber in denselben Haushalten auch schon Nacktfotos der Eltern im Gang oder im Stiegenhaus hängen sehen?
Ich könnte mir vorstellen, dass die letzte Frage nicht nur mit einem Kopfschütteln, sondern auch mit einem lauten „Natürlich nicht!“ beantwortet wird. Aber warum eigentlich? Warum scheint es uns absurd, dass Besuch die erwachsenen Bewohner nackt zu Gesicht bekommt, aber dies bei Kindern oft gar nicht in Frage gestellt wird.

Zwei Sichtweisen
Es gibt wahrscheinlich zwei Perspektiven, aus deren Sicht man dies betrachten kann.
Da wäre die Sicht des Kindes: Ein kleines Kind schämt sich nicht für seinen Körper. Im Gegenteil, läuft es doch gerne nackt im Haus herum. Es hat noch kein Gefühl dafür, ob es jedem seinen Körper zeigen sollte oder nicht und vertraut indirekt auf den Schutz durch seine Eltern.
Und da ist die Sicht der Erwachsenen, die es oft einfach niedlich finden, ihre Kinder ohne Kleidung zu fotografieren. Die eine Windel als Unterwäscheersatz sehen und damit das Kind nicht als nackt erleben – obwohl sie sich selber auch nicht jedem in Unterwäsche auf einem Foto zeigen würden.

Verantwortung und Respekt
Müssen wir bei diesem Thema aber nicht an das Verantwortungsgefühl und die Sensibilität der Eltern appellieren? Es ist die Aufgabe von Erwachsenen, Kindern ein Gefühl für ihren Körper zu geben: Sich wohl zu fühlen, sich nicht für ihn zu schämen, aber ihn gleichzeitig auch vor fremden Blicken zu schützen. Es geht hier sehr stark um den Respekt der Persönlichkeitsgrenzen eines Kindes, die es von Geburt an zu wahren gilt.

Und sind wir uns ehrlich: Möchten wir als Erwachsene oder auch damals als Jugendliche hören, dass uns die gesamte Verwandtschaft und der Freundeskreis unserer Eltern nackt gesehen hat?!

Autor: Veronika von erziehungsgedanken.com

Mutter und Psychologin, die Theorie und Praxis miteinander verbindet. Was dabei entsteht? Entdeckt es selbst, bei erziehungsgedanken.com

5 Kommentare zu „Nackte Tatsachen“

  1. Warum sollten Eltern ihre nackten Kinder vor Blicken von Verwandten und Freunden schützen??
    Ich finde es albern überhaupt darüber nach zudenken!
    In Zeiten von Pädophilen und so, wird uns so viel Angst gemacht. Aber warum sollten wir die weitergeben an unsere Kinder? (Meine Kinder wissen wie sie mit Fremden umgehen sollten!)
    Warum können wir sie nicht einfach so aufwachsen lassen? Nackt und gedankenlos was Nacktheit angeht? Einfach – Schamlos!?
    Es geht viel zu früh los mit Idealen in Sachen Körperbau, Gewicht, Idealmaße, Hübsche Klamotten,….
    Warum lassen wir unseren Kindern nicht die ersten 3 – 4 Jahre ihre Nacktheit genießen?
    Spätestens mit 5 kommt eh die Scham und Nackt sein, kommt nicht mehr so oft vor!
    Und ja-es ist peinlich als Teenager auf seine Nackten Babybilder angesprochen zu werden. Aber es ist auch gut zu sehen, das wir unsere Kinder lieben und sie gerne bei wichtigen Schritten in ihrem Leben begleitet haben? Das wir stolz waren, und sind, auf ihre Fortschritte? Auch wenn sie noch so klein sind!
    Mir WAREN meine nackten Kinderfotos-von denen es nur wenige gibt-auch peinlich. Mittlerweile habe ich aber ein Alter erreicht in dem ich froh bin, das meine Eltern Fotos von uns gemacht haben! Egal ob nackt oder angezogen.

    Und wenn das Kind nicht mehr nackt fotografiert werden möchte, hört man auf damit.
    Ich finde das Problem das Kinderfotos im Internet verbreitet werden viel schlimmer und da sollte man eher auf die Persönlichkeitsrechte aufmerksam machen!
    Übrigens meine Kinder dürfen auch nackt in den Garten und es gibt Nacktfotos beim Trampolinspringen von ihnen oder beim Gärtnern!

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    1. Liebe Anika,

      vielen Dank für deinen Beitrag, der mir die Gelegenheit gibt, etwas Wichtiges loszuwerden:
      Nämlich das, was mir in der gesamten Erziehung meiner Kinder wichtig ist: Das Kind ist und hat eine Persönlichkeit – ab dem ersten Moment – und diese gilt es zu respektieren. Es geht nicht darum, Kinder wie Erwachsene zu behandeln – das wäre der völlig falsche Rückschluss daraus. Es geht darum, dass Kinder von Beginn an Rechte haben. Über Kinderrechte könnten wir an dieser Stelle ein ganzes Buch schreiben – ich denke da zum Beispiel an das Thema meines Blogbeitrags „Wenn Kinder unsichtbar werden“. Dazu gehört aus meiner Sicht auch, Kinder nicht bloßzustellen.

      Ich muss mir als Elternteil im Grunde doch nur eine zentrale Frage stellen: Was würde ich selber davon halten? Ich für meinen Teil will auf keinen Fall, dass irgendwelche Nacktfotos von mir herumgezeigt werden – auch und schon gar nicht – Freunden und Verwandten. Übrigens nicht nur Nacktfotos, sondern auch Fotos, auf denen ich wütend bin, oder traurig, oder verzweifelt und so fort….

      Ich spreche hier nicht davon, was die Gesellschaft von mir erwartet oder was sie denkt, was man sollte… Ich spreche davon, wo ich die Persönlichkeitsrechte (das hast du ja selbst angesprochen) meines Kindes verletze. Das Argument, dass man ja aufhören kann, wenn das Kind diese Fotos nicht mehr will, finde ich nicht schlüssig. Denn das würde ja bedeuten, dass ich alles machen darf, solange das Kind nichts sagt. Unsere Rolle als Eltern ist es doch – in den ersten Lebensjahren nach ihrer Geburt quasi die Anwälte für unsere Kinder zu sein – für deren Rechte einzutreten und zu kämpfen – bis zu dem Tag, an dem sie in die Rolle hineingewachsen sind und bereit dazu, sich selbst zu vertreten.

      Nichts gegen Freiheit, nichts gegen Nacktheit, nichts gegen die Unschuld der Kindheit – das soll natürlich so sein – aber bitte nicht mein Bedürfnis, diese Unschuld des Kindes festzuhalten und zu teilen, vor jenes des Kindes stellen. In Punkto Persönlichkeitsrecht und Verteilen von Kinderfotos im Internet, bin ich ganz deiner Meinung!

      Schöne Grüße
      Veronika

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  2. Ich bin leider nicht so gut im Reden und meine Argumente klar zu formulieren. Manchmal drück ich mich schlecht aus-das ist nicht so mein Ding.
    Und ich verstehe schon was du meinst. Aber trotzdem sehe ich es etwas anders. Ich finde schon das ich Fotos von meinen Kindern machen darf, auch wenn sie nichts anhaben.
    Oh man-wir hätten soviel weniger Fotos von den Kindern, wenn ich jedesmal schnell noch Klamotten holen müsste und sie dazu bekommen müsste, die auch noch anzuziehen.
    Die Kinder bestimmen mit welche Fotos an die Wände kommen. Und wann sie wieder abgehängt werden sollen. Wobei die jüngste sich – wie soll es auch anders sein – an der Größeren orientiert. Sie bestimmen mit welche Fotos in den Kalender für die Oma kommt. Sie suchen selber aus. Und dabei kommt es nie darauf an, was sie anhaben oder nicht-sondern auf das was sie teilen wollen. Ihnen geht es um die Situation, das Erlebnis.

    Ich möchte, dass die Kinder diese Fotos auch als normal ansehen. Ich möchte, dass sie wissen, dass sie wenn sie es wollen nackt sein dürfen.
    Aber ich will auch das sie die Grenzen anderer achten, aber das die Grenzen anderer nicht auch ihre Grenzen sein müssen. Ich möchte, dass meine Kinder offen aufwachsen.
    Und ihren Sinn für das Schöne behalten.
    Unter anderem hängt bei uns ein Foto auf dem auch ich halb nackt bin. Und das nicht weil es mir gefällt, sondern weil es meinen Kinder gefällt. Ja – das beschneidet mein Persönlichkeitsrecht-weil ein Teil unserer Freunde und der Schornsteinfeger jetzt wissen-wie ich halbnackt aussehe. Aber wenn die Kinder dieses eine Foto aussuchen, weil sie uns als glückliche Familie sehen,weil sie mein Lachen sehen und die lustigen Fältchen an meinen Augen, meinen so wunderbar weichen Bauch und meine schönen, großen Brüste- dann möchte ich nicht nein sagen. Ganz einfach, weil sie keine Vorurteile kennen-weil sie keine idealmaße kennen. Und ja -ich mag mein Lachen auf diesem Foto auch, und meinen glücklichen Blick, beim Rest bin ich mir nicht sicher-aber ohne den Rest wären meine Kinder nicht auf dem Foto.
    Ich überlege manchmal ob Kinder nicht die besseren Lehrer sind!?
    Persönlichkeitsrechte sind abhängig von der jeweiligen Person.
    Wie wäre es wenn alle Leute Nacktfotos von ihren eigenen Kindern an den Wänden hätten? Wenn es okay wäre und nicht als so ach so schlimm angesehen wären? Wenn wir nicht nur Nacktfotos von wunderhübschen Menschen überall hätten, sondern viel mehr von „normalen“ Menschen? (Jetzt stellt sich die Frage was ist normal? Die hübschen 25jährige im schicken Kleid? Oder ich? 35, BMI 29, nach 2 Kindern? )
    Wie sehen unsere Wände oder Bilderalben aus, wenn wir unseren Kindern nicht unsere Vorstellungen aufdrücken würden.
    Ich möchte das meine Kinder freie Entscheidungen treffen, weil es ihre eigenen sind! Und nicht weil es die Entscheidungen der Gesellschaft sind. Ich weiß es ist ein schmaler Streifen die Grenzen von anderen zu überschreiten. Aber warum sind die Grenzen da wo sie sind?
    Und nein ich bin weder Hippie, noch Pädophil,noch Nudist – ich bin nur aufgewachsen mit Besuchen am FKK-Strand. Wir gehen da auch immer noch hin, aber ich war schon sehr, sehr lange nicht mehr komplett nackt.

    Und ja ich finde es auch okay-wenn traurige Foto ausgesucht und aufgehängt werden. Denn traurig sein gehört auch zum Leben dazu. Genauso wie Wut! Wieso sollen wir immer nur glücklich sein? Oder wieso sollen immer alle denken wir wären immer glücklich?

    Wow-was für ein langer Text.

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    1. 🙈
      Es ist nicht lang her das ich das letzte mal nackt war.
      Ich war schon lange nicht mehr nackt am FKK-Strand.

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