Der Beziehungsfisch

Heute gehen wir gemeinsam der Frage der Verstärkung von Verhalten nach, der Frage nach Belohnung. Es geht dabei um einen ganz bestimmten Aspekt.

Belohnung – Machen? Und wann?
Meistens belohnen wir unsere Kinder, wenn sie etwas gut gemacht haben oder in unseren Augen brav waren. Doch sind das die Momente, in denen die Kinder wirklich das Signal brauchen, die Beziehung zu ihren Eltern stimmt?
Stellen wir uns vor, es ist ein Tag, an dem gar nichts Besonderes passiert ist. Oder wir machen noch eine Steigerung in der Überlegung: Es ist ein Tag mit zahlreichen Konflikten und Auseinandersetzungen. Sind es nicht eher diese Situationen, in denen es besonders wichtig ist zu zeigen, dass es zwar ein schwieriger Tag oder ein normaler Tag war, dass aber die Beziehung zueinander weiter intakt ist?

Der Beziehungsfisch
Untermauert werden diese Überlegungen durch eine Geschichte, die ich vor Kurzem in einem Seminar von Dr. Helmut de Waal gehört habe. Er spricht hier vom „Beziehungsfisch“.
Zurück geht die Idee auf den Anthropologen Gregory Bateson. Er beobachtete einen sehr guten Delphintrainer, dessen Delphine besonders kreative und neue Verhaltensweisen zeigen.
Beim Delphintraining wird erwünschtes Verhalten durch einen Fisch belohnt. Doch muss dieses Verhalten ja zunächst irgendwie gelernt werden. Und genau das war die Stärke ebendieses Trainers.
Bateson beobachtete den Trainer, konnte aber auch nur das übliche Verhalten erkennen: einen Fisch für gewünschtes Verhalten, keinen bei unerwünschtem Verhalten. Eines Tages jedoch beobachtete er, dass der Trainer den Delphinen immer wieder „Extrafische“, sogenannte „Beziehungsfische“ gab. Sie stellten keine Belohnung dar, weil der Delphin eigentlich nichts geleistet hat. Normalerweise würden wir davon ausgehen, dass die Delphine dadurch verwirrt werden. Bateson fragte beim Trainer nach, warum er diese Fische gibt und er meinte: „Einfach nur so. Weil wir uns verstehen, weil die Sonne scheint, und die Delphine können das genau unterscheiden.“ (de Waal, 2003)

Befreiung
Diese Geschichte zeigt uns zweierlei: Den Kindern die Intaktheit der Beziehung zu zeigen, ist besonders in Konfliktsituationen oder in Zeiten, in denen nichts Besonderes passiert, wichtig. Und gleichzeitig befreit sie uns von der ständigen Sorge, ob wir nicht zu viel belohnen, ob wir nicht den vorausgegangen Konflikt klein machen. Doch eigentlich zeigen wir damit nur das, was die Eltern-Kind-Beziehung so einzigartig und wertvoll macht: Egal was passiert und auch wenn es einmal nicht so gut läuft, ich mag dich!

Autor: Veronika von erziehungsgedanken.com

Mutter und Psychologin, die Theorie und Praxis miteinander verbindet. Was dabei entsteht? Entdeckt es selbst, bei erziehungsgedanken.com

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